Eros bei Platon

Eros, Nemesis und VenusEros ist neben Sokrates der Hauptheld des berühmten Buches „Symposion.

Das kleine Buch ist das wohl schönste, das uns der Dichter Philosoph Platon hinterlassen hat: 
Symposion – oder das Gastmahl der Liebe.

Im Symposion des Platon haben sich Sokrates, Aristophanes und ihre Freunde zu einem Trinkgelage zusammengefunden. Diese Symposien finden regelmäßig statt.

Jedes Mal ist das Symposion einem bestimmten Thema gewidmet.

Am heutigen Tag, so beginnt Platon in seinem Buch, ist das Symposion dem Thema „Eros“ gewidmet. Wer oder was das denn sein mag?

Die anwesenden Dichter und Philosphen trinken, lassen sich von Hetären verwöhnen und streiten darum, was wohl das Wesen des Eros sei. Eine typisch platonische Frage. Platon behandelt Eros = Liebe als allgemeine, ewige Idee.

Das war neu – eben der Grundansatz von Platon. Man kann sagen, dass diese Suche des Platon nach eigentlichen, wahren und ewig gültigen Ideen die kommenden zwei Jahrtausende – zumindest in Europa – geradezu durch – geprägt hat.

Mindestens hat das kleine Büchlein, „Symposion – oder das Gastmahl der Liebe“  die Vorstellungen der Europäer von Liebe und Eros der kommenden zwei Jahrtausende stark beeinflusst.


Eros in vier Versionen des Symposion

Eros im Symposion von PlatonInsgesamt stellt Platon uns sechs Männer vor, die um den Preis der schönsten Rede über den herrlichen Gott Eros miteinander streiten: Phaidros, Pausanias, Eryximachos, Aristophanes, Agathon und Sokrates.


Phaidros gibt die Version des Eros von Hesiod wieder. Danach ist Eros eine der drei Urkräfte, aus denen die Welt entstanden ist. Zuerst war das Chaos entstanden, dann die Erde und als dritte, dynamische Kraft: Eros.

Eros verbindet das wirbelnde undurchdringliche Chaos und die materielle, fest strukturierte (wohl geordnete) Erde.


Pausanias stellt die Homerische Fassung des Eros dagegen. Nach Homer gibt es zwei Versionen des Eros, wie es auch zwei Versionen der Aphrodite gibt. Die gewöhnliche, sinnliche körperliche Liebe auf der einen und die himmlische (wir würden heute vielleicht sagen: die platonische) Liebe werden von Pausanias sorgfältig auseinander gehalten.

Besonders bekannt sind die Versionen des Eros, die der Komödiendichter Aristophanes und Sokrates selbst zum Besten geben.


Aristophanes erzählt die Geschichte vom Eros als der Kraft der Sehnsucht zwischen den Menschen. Das ist die Geschichte vom Kugelmenschen. Sie ist eine Erfindung des Platon.

Der Kugelmensch war ein Wesen, das sowohl männlich als auch weiblich war. Dieser Mensch war so mächtig, dass die Götter in Sorge gerieten, er könne ihnen an Kraft und Weisheit überlegen sein.

So sannen sie danach, sich die unerwünschte Götter- Konkurrenz vom Halse zu schaffen. Ein Mensch – wie die Götter – das darf es nicht geben. Also teilten sie die Kugelmenschen mit Gewalt.

Seit dieser Zeit suchen die getrennten, ehemals zusammengehörenden beiden Hälften jedes Kugel-Menschen einander. Eros bei Aristophanes erklärt also die mächtige Kraft der Anziehung zwischen zwei Menschen.


 Sokrates ist als letzter der Redner dran.

Dionysos Eros

Der weise und geschätzte Lehrer des Platon erzählt von der – wiederum für Sokrates – weisen Diotima. Diotima hatte ihn – Sokrates – in das (bei Platon „eigentliche“) Geheimnis des Eros eingeweiht.

Diotima habe Sokrates verraten, dass Eros ein Daimonion sei – ein Wesen zwischen Gott und Mensch.

Dieser Eros sei in jedem Menschen zu finden, der Teil der Seele, die den Menschen über das Menschliche hinaus zum Göttlichen führe. Und diese Kraft sei im Grunde lustvolles Begehren.


Die Metapher des Daimonion in jedem Menschen geht tatsächlich auf Sokrates zurück. Allerdings hatte Sokrates mit seinem Daimonion alles andere als ewig wahre Ideen im Sinn.

Dazu mehr unter Sokrates Daimonion: Ich weiß, dass ich nichts weiß. 


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9 Kommentare

    • Eros im Symposion

      Nur Mut 🙂

      Gerade bei besonders spannenden Themen gibt es meist viele Leute, die im Laufe der Jahrtausende ihre Ideen und Erfahrungen dazu aufgeschrieben haben.

      Im Symposion – zum Thema Eros wird das super deutlich.

      Hat den großen Vorteil, dass man keine fertigen Wahrheiten hinnehmen muss, sondern selber denken "darf"

      Angel

      **************

      Spielen ist das ganze Geheimnis.

  1. Anmerkung zu TomPerio (Mo.,
    Anmerkung zu TomPerio (Mo., 12.08.2008)

    In Lichtjahren misst man die Distanz, nicht die Zeit.
    Interessant ist immer wieder, wie leicht sich Menschen von dem Determinatum, das in diesem Fall eine Assoziation hinsichtlich der Zeit beherbergt, irritieren lassen ^^

  2. lustfeindlich
    Vielen Dank. Oh ja, Sie haben Recht, Platon gilt als der Begründer, im Sinne von: „geistiger Vater“ des katholischen Glaubens.

    Angel

    **************
    Spielen ist das ganze Geheimnis.

  3. Lustvolle Kraft. ?
    Sex als göttliche Kraft – zumindest schließt Platon die Lust und Freude am Sex nicht aus. Es geht ja im Symposion durch und durch um die mächtige, ja übermächtige Anziehung zwischen Menschen.

    Aber wenn ich mir klar mache, wie Platon das ganze Christentum entscheidend mit geprägt hat, dann hat er die sogenannte „rein geistige Ebene“ darüber gestellt.

    An dieser Zweiteilung des Menschen haben wir noch heute hart zu knabbern.

    so mal in Kürze
    Angel

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    Spielen ist das ganze Geheimnis.

  4. Ah, der Kugelmensch
    Ah, der Kugelmensch, danke. Stimmt, von Aristophanes stammt dieser Mythos, der mir persönlich sehr gut gefällt.
    Ich hab das Symposion auch schon mal gelesen. Ist Lichtjahre oder so her.

    Eros als Lustvolle göttliche Kraft in jedem Menschen. Interessant ist das ja. Dann wäre nach Platon Sex göttlich, also göttlich machend? Meint das Platon so?

    TomPerio

    **********
    Von allen Geistern, die verneinen, ist mir der Schalk am wenigsten zur Last.

    • Platons Sexleben
      Keineswegs ist „nach Platon der Sex göttlich, also göttlich machend“ (zit.). Sex, wenn man eros mal so forsch übersetzen will, wird vielmehr mit frevelhaftem Übermut und Selbstüeberhebung (Hybris) gleich gesetzt, weil er sich nur auf die körperliche Schönheit und das Essen richtet. Platon scheint also zunächst mindestens so Lustfeindlich wie die katholische Kirche.

      Platon beschreibt aber 2 Wege die zum göttlichen Sex/ Eros führen.

      Der eine entsteht durch die Dialektik zweier 2 Kräfte die im Menschen wirken: die Lust begehrende Kraft (der eros oder der Sex) steht in Rivalität zur Kraft die durch Lernen erworben ist und nach dem Guten strebt. Mittels Besonnenheit (Sophrosyne) können wir der Hybris entfliehen und zur göttlichen Glückseligkeit gelangen.

      Der zweite Weg scheint mir der lustvollere: er beschreibt den Eros, der sich auf göttlichen Wahnsinn (mania) richtet. Die Wirkungen eines solchen eros hängen vom Leben und Wirken der göttlichen und der menschlichen Seele in ihrem Zusammenspiel ab. Genaues darüber verrät Platon im Seelen-Mythos, den er ihn im Phaidros ausgearbeitet hat.

      • lustfeindlich
        Vielen Dank. Oh ja, Sie haben Recht, Platon gilt als der Begründer, im Sinne von: „geistiger Vater“ des katholischen Glaubens.

        Angel

        **************
        Spielen ist das ganze Geheimnis.

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