Das Götterpaar Krishna und Radha gilt im Hinduismus als das klassische Liebespaar. Krishna verzaubert seine Anhänger mit seinem Tanz und seiner Musik. Während seine Shakti anderen hilft, einen Zugang zu Krishna zu bekommen.
Merkmale, Zeichen von Krishna
Jedes Detail seines Lebens auf der Erde drückt aus, welche Bedeutung die achte Inkarnation von Vishnu haben soll.
- Die blaue Haut und die gelbe Kleidung versinnbildlichen das Bewusstsein, das sich in der Sphäre des Materiellen zeigt.
- Die Flöte selbst stellt die unbewegliche Materie dar. Selbst kann die Flöte keine Musik hervorbringen. Aber wenn Krishna auf der Flöte spielt, vermag sie jeden Menschen zu verzaubern. Die Löcher in der Flöte versinnbildlichen die Sinnesorgane, Gemüt und Intellekt. Durch sie drückt sich das Göttliche in der Sphäre des Materiellen aus.
- Die Pfauenfeder: Sie steht, ähnlich wie bei uns in Europa, für ganz besondere Schönheit.
Krishna & Radha – Inkarnationen von Vishnu und Lakshmi
Krishna wird im Hinduismus als die achte Inkarnation des Gottes Vishnu angesehen und auch Radha ist eine Inkarnation der Shakti von Vishnu, nämlich Lakshmi. Wie immer, so ist Vishnu auch in dieser achten Inkarnation auf die Erde gekommen, um den Menschen zu helfen und sie schützen. Dieses Mal – als ein Hirtenjunge königlicher Abstammung – will er den Menschen zeigen, wie sie sich durch den Zauber der Musik, des Tanzes und des sexuellen Genusses dem Göttlichen nähern können. Die 8. Inkarnation des welterhaltenden Gottes Vishnu und seiner Shakti Lakshmi sind in Indien besonders beliebt.
Neben dem kindlichen Elefantengott Ganesha sind es diese beiden verspielten Gottheiten, die im heutigen Indien besonders populär sind. Krishna ist wie Ganesha ein Gott, der die Menschen besonders nahe an sich heranlässt. Besonders beliebt, will ich der Vollständigkeit halber dazu sagen, sind die Mythen über Kindheit und Jugend dieses Götterpaares.
Krishna verblieb nach seiner Kindheit und Jugend als Hirtenjunge noch viele Jahrzehnte auf der Erde, doch sind die Mythen aus seiner Zeit als Erwachsener weniger populär. Überzeugte Anhänger des Gottes verehren ihn als die höchste Erscheinungsform des Göttlichen – ja als das göttliche Prinzip überhaupt.
Die Geburt des Gottes im Gefängnis
In Mathura herrschte der König Kansa. Das Volk stöhnte unter Kansa und wünschte sich, dass der Vishnu helfen möge. Vishnu ließ sich was einfallen – und inkarnierte höchstpersönlich. Nun hatte der tyrannische König Kansa eine Schwester namens Devaki. Ein Orakel hatte verkündet, dass deren achter Sohn ihn, König Kansa, töten würde.
Um seinem Schicksal zu entgehen hielt König Kansa seine Schwester Devaki und ihren Ehemann in einem Kerker seines Palastes fest. Jeden der dort geborenen Kinder – alles Jungen, tötete König Kansa mit eigener Hand. Krishna wurde als Devakis achter Sohn geboren. Gleich nach der Geburt konnte Krishna schon sprechen und zeigte sich Krishna seinen Eltern als Vishnu. Auch die Gefängniswärter konnte er durch einen Zauber in Schlaf versenken.
Der Vater des Neugeborenen, nahm sein Kind auf den Arm. Er ließ sich von seinem neugeborenen Sohn an das andere Ufer des Flusses – zum Haus eines Rinderzüchters führen. Dessen Frau hatte soeben ein Mädchen geboren und schlief. Der Vater des kleinen Krishna tauschte die Säuglinge aus und schwamm über den Fluss zurück zu seiner Frau Devaki in den Palast des König Kansa.
Als kurz darauf König Kansa von der Geburt des achten Kindes seiner Schwester Devaki hörte, wollte er es, wie die anderen, eigens töten. Doch das Mädchen entglitt seiner Hand und entschwebte in die Luft. „O du Elender! Dein Bezwinger und Töter ist bereits anderswo. Hör auf damit, unschuldige Kinder zu töten.“ tönte es nur noch in die Ohren von Kansa. Kansa ließ seine Schwester und ihren Mann frei.
Doch schon am nächsten Tag begann eine Hetzjagd auf alle neugeborenen männlichen Kinder in seinem Land. Die nunmehrigen Eltern von Krishna, der Rinderzüchter und seine Frau, wurden rechtzeitig gewarnt und entflohen in eine Kuhhirtensiedlung in die Landschaft Brij. Dort wuchs Krishna als Hirtenjunge auf.
Mythen um den schönen Jüngling Krishna
Als kleines Kind schon spielte der junge Gott zauberhaft auf seiner Flöte. Und als heranwachsender Jüngling schließlich zog er alles, was jung und weiblich war, in seinen Bann. Berühmt sind die ekstatisch – erotischen Tänze, die Krishna mit den Hirtenmädchen tanzte. Diese Mädchen sind – in den Mythen um Krishna – als die sogenannten Gopi bekannt. Auch Holi, das ausgelassene Fest der Farben, ist eng mit Krishna und den sorglosen Spielen seiner Jugend verbunden.
Radha, Krishna und die Eifersucht
Radha begegnete eines Tages Krishna allein am Fluss. Sie hatte ihn gemieden zuvor, weil sie von weitem gesehen hatte, wie Krishna all die Gopis verzaubert hatte mit seiner Flöte.
Eine Geschichte erzählt, wie Krishna den Gopis, die im Fluss baden, die Kleider wegnimmt und mit den Kleidern auf einen Baum klettert. Um ihre Kleider wieder zu bekommen, müssen die Gopis einzeln nackt vor ihm erscheinen. So wird eine Gopi nach der anderen seine Geliebte. Über diese erotischen Spiele vergaßen die Gopi ihre weltlichen Pflichten.
All dies nun hatte Radha aus der Ferne erspäht und wollte offenbar nicht eines von vielen Gopis für Krishna sein. Wie sich nun herausstellt, ist Radha die Inkarnation der Gefährtin von Vishnu – Lakshmi. Sich selbst noch als das Hirtenmädchen Radha verstehend, schmollt sie mit Krishna ob seiner vielen Liebschaften. Doch schließlich wird auch Radha sich ihrer Aufgabe und Herkunft bewusst und wird zu seiner Geliebten.
Seitdem lässt sie es bleiben, sich mit Eifersucht das Leben schwer zu machen. Sie liebt ihren Krishna mit einer Hingabe, derer Menschen meist nicht fähig sind – eben weil sie besorgt darum sind, zu kurz zu kommen. Statt dessen ist es nun Radha, die den Anhängerinnen von Krishna hilft, ihm näher zu kommen und sich ihm, ähnlich wie sie selbst, hinzugeben.
Die tiefe erotische und auch über alle Inkarnationen reichende Liebe zwischen Krishna und Radha, wie auch den anderen Gopis wird im Hinduismus als Sinnbild der hingebungsvolle Liebe zwischen Gott und den Menschen verehrt.
Literaturquellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Krishna
Hans Wolfgang Schumann: Die großen Götter Indiens. Diederichs Verlag, München 2006
Bildquellen:
Anonym – Metropolitan Museum of Art N-Y, Gemeinfrei, Krishna und die Gopis / Constanze Riechert-Kurtze auf Pixabay