Enki, zusammen mit seiner Mutter Nammu erschafft den Menschen.
Die Aufgaben, die den Menschen zugedacht sind solche, zu denen die Götter nicht kommen. Denn diese sind beschäftigt und leiden nun Hunger.
Fronarbeit also sollen die Menschen leisten. Dafür sind sie geschaffen.
Doch Enki hat den Menschen seine eigene Weisheit eingehaucht.
Und bringt damit so einiges durcheinander.
Doch der Reihe nach.
Die Not der schöpferischen Götter
In der Zeit, in der die Götter Himmel und Erde erschufen, gab es viel zu tun für die Götter.
Die Götter waren unablässig damit beschäftigt, mit den Muttergottheiten Nachkommen zu zeugen. Die Muttergottheiten waren mit Gebären beschäftigt. Das Land zwischen Euphrat und Tigris, das den dort lebenden Menschen die Welt war, bevölkerte sich.
Alle Götter wollten versorgt sein. Doch niemand hatte mehr Zeit, Nahrung für alle Götter herzustellen. Auch Götter – so stellten sich die Menschen vor – müssen sich ja ernähren.
Enki aber, der weise Schöpfer, der immer einen Rat wusste und helfen konnte – bekam nichts von alledem mit.
Schlafend lag Enki an einem geheimen Ort – dem Engur; aus dem das Wasser des Lebens fließt und erholte sich von seinen Schöpfungstaten – sprich vom vielen Zeugen.
Enki – der weise Schöpfergott muss helfen
Die leidenden Götter wussten sich keinen anderen Rat als Nammu – die Mutter von Enki – zu bitten, Enki ausfindig zu machen.
In der Tat – die Göttin Nammu – Mutter der ersten Götter – wusste, wo sie ihren Sohn finden würde. Sie weckte ihn und sagte zu Enki:
„Mein Sohn, du liegst nieder und schläfst. Hörst du nicht das Elendsgeschrei der Götter ? Götter, die ich eigenhändig geschaffen habe, finden keine Nahrung mehr. Finde Ersatz für die Götter, die mit Tragekörben ihr Dasein fristen. Du hast doch die Fülle der Weisheit und verstehst dich auf jede Kunst.“
Enki tat, was seine Mutter ihm aufgetragen hatte und begann zu grübeln, wie er der Not der Götter Abhilfe schaffen könnte.
Nichts wollte ihm einfallen. Vor Wut schlug Enki sich auf die eigenen Schenkel. Ein Stück Lehm löste sich von dem heftigen Aufprall.
Der Funke sprang über – die ersehnte Idee war da: Enki griff nach dem Lehm von seinem göttlichen Schenkel und formte aus dem Lehm eine Figur. Erst den Rumpf – ähnlich dem seinen, dann Arme und Beine und schließlich ein Kopf.
Und Enki belebte das jüngste seiner Geschöpfe sogleich, indem er seine eigene Weisheit in das Geschöpf einfließen ließ. Weise, den Göttern ähnliche Wesen hatte nun Enki erschaffen und war besorgt um ihr Geschick.
„Mutter“ überbrachte Enki sogleich der Namma die Neuigkeit:
„Die Geschöpfe für die Arbeit habe ich geformt, binde du ihnen nun die Fronarbeit auf, nachdem du das Innere des Lehms über dem Apzu gemischt haben wirst. Möge Ninmach deine Helferin sein und mögen Ninimma, Schuzianna, Ninmada, Ninschara, Ninbara, Ninmug, Dududuch und Ereschguna dich bei deinem Gebären mit ihren Diensten unterstützen. Verbinde mit ihnen das Bild der Götter. Du aber versieh die Glieder mit Leben. Oh, meine Mutter, bestimme ihr Geschick; nachdem du ihr Schicksal bestimmt hast, möge Ninmach sie zur Fronarbeit führen.“