StartSumerische GötterEnki, Inanna und die göttlichen ME

Enki, Inanna und die göttlichen ME

Enki, Süßwassergott und Gott der Weisheit bei den Sumerern und Großvater von Inanna.

Inanna gelingt es durch eine List, die göttlichen ME in ihre Stadt Uruk zu bringen. Welchen Gott sie dafür überlisten muss, ist niemand anders als der Gott der Weisheit selbst – Enki, der Großvater von Inanna. Doch Inanna hat einen Plan, ihrem Großvater die göttlichen ME abzuluchsen. Sie ist eine Liebesgöttin – ausgestattet mit weiblichen Reizen in Fülle und Pracht.

Enki, der Hüter der göttlichen ME, welche selbst unter den Göttern als eine geheimnisumwobene Kostbarkeit galten, erliegt weiblichen Reizen fast widerstandslos, wie alle Götter – und so auch Inanna – sehr wohl wissen. 

Links - Enki, rechts wahrscheinlich Enkidu, der Freund von Gilgamesch oder Gilgamesch selbst.
Links – Enki, rechts wahrscheinlich Enkidu, der Freund von Gilgamesch oder Gilgamesch selbst.

Der Gott der Weisheit Enki und seine Enkelin Inanna im Süßwasserpalast von Eridu

Enki, in seinem unterirdischen Süßwasserpalast in Eridu, sieht die reizvolle Inanna – seine Enkeltochter – schon von Weitem. Er empfängt sie wie es einer Göttin gemäß ist – mit aller Pracht seines Reiches, und lässt ein köstliches Mahl bereiten.

Enki und Inanna tranken Bier miteinander.
Sie tranken mehr und noch mehr Bier miteinander.
Mit den Trinkgefäßen aus Bronze, voll bis zum Rand,
Mit den Trinkgefäßen von Urasch, der Mutter Erde,
Wünschten sie einander Glück,
Forderten sie einander heraus.

Enki schwankte vom Trinken.
Er trank Inanna zu:
Im Namen meiner Macht! Im Namen meines heiligen Schreines!
Meiner Tochter Inanna werde ich das Hohepriesteramt übergeben!
Die Göttlichkeit!
Die edle, ewige Krone!
Den königlichen Thron!

Inanna gab zur Antwort: Ich nehme an!

Vierzehnmal erhob Enki seinen Becher zu Innanas Wohl und bot Ihr seine Heiligen me an – bei jedem Prost überreichte Enki der Inanna gleich mehrere – zwischen vier und 9 – me  als Geschenk.

So bekam Inanna all die göttlichen ME, Weisheiten und Geheimnisse der Götter – unter anderem:

  • die Wahrheit
  • den Abstieg in die Unterwelt und die Rückkehr
  • die Liebeskunst
  • das Heldentum
  • die Kunst, mächtig zu sein
  • die Kunst zu verbergen
  • den Phalluskult
  • den Charme der Frauen
  • die Gabe, das Herz zu erquicken
  • die Gabe, Urteil zu sprechen
  • die Fähigkeit der Ehrfurcht
  • die Kunst, das Gewand auf den Boden legen / sich zu entkleiden
  • die Kunst, Entscheidungen zu treffen / Entscheidungsfreude
  • die Kunst der perfekten Ausführung der göttlichen me

Jedes Mal bestätigte Inanna das kostbare Geschenk mit den Worten: Ich nehme an!

Enki und Inanna in Streit

Als Inanna alle hundert me´s von Enki empfangen hat, lädt sie die kostbar geheimnisvollen göttlichen Künste in ihr Mondboot und fährt so schnell sie kann in Richtung ihrer Heimatstadt – Uruk.

Als nun Enki am nächsten Morgen erwacht, blickt er um sich und vermisst seine göttlichen ME, die Attribute seiner Göttlichkeit und Macht. Vierzehnmal fragt Enki seinen Diener und genauso oft bekommt er die gleiche Antwort:

Mein König hat alle ME der Königlichen Inanna gegeben. „Und wo ist das Boot des Himmels, der Mond?“, fragte Enki weiter. Sein Diener bestätigt, dass auch diese heiligen Gegenstände jetzt Inanna gehören.

Enki schickt der Inanna darauf in großer Eile seinen Diener nach, um das Mondboot der Inanna mit den kostbaren ME zurückholen: „Meine Königin“ richtet der Diener aus, „deines Vaters Wort geschieht, niemand kann es missachten.“

Inanna antwortete erstaunt: „Dem Wort des alten Gottes muss gehorcht werden? Er versprach und übergab mir also in täuschender Absicht die Weisheitstafeln der ME und die göttliche Macht? Und nun sollt ihr mir die versprochenen Dinge wieder abnehmen?“

Inanna lässt sich auch nicht einschüchtern, als Enki ihr gleich sechsmal Dämonen und Riesen nachschickt, die das Mondboot der göttlichen Königin angreifen. Inanna rief die Ninschubur, die göttlichen Amazonen des östlichen Himmels. Mit lauten Schreien, die die Erde erschütterten, verjagten die Amazonen der Inanna die Dämonen des Enki.

Inanna in Uruk – Enki gibt seinen göttlichen Segen

Inzwischen aber kommt Enki zu Ohren, dass das Mondboot mit Inanna bereits in Uruk gelandet ist. Inanna selbst verkündet den Menschen in Uruk den Inhalt der göttlichen ME und sagt schließlich:

„Der Platz, wo das Boot des Himmels anlegte, soll von nun an der weiße Kai genannt werden. Und der Ort der Verkündung der heiligen Tafeln soll von nun an Lapislazuli-Kai als Namen tragen.“

Inanna - die bekannteste Göttin aus Sumer / Babylon, 
Link zu Amazon - das Buch ist teuer, aber noch zu bekommen.
Inanna – die bekannteste Göttin aus Sumer / Babylon,
Link zu Amazon – das Buch ist teuer, aber noch zu bekommen.

Es stellt sich heraus, dass sich die göttlichen ME vermehrt haben: Inanna hat den Menschen von Uruk mehr der göttlichen ME schenken, als Enki ihr gegeben hatte. Die Kunst der weiblichen Erotik zum Beispiel und die des Trommelns. Inanna selbst hat diese göttliche ME erschaffen und erweist sich damit der göttlichen ME als würdig.

Enki ist besänftigt – und überzeugt, dass die göttlichen ME bei Inanna in Uruk in guten Händen sind. Zum krönenden Abschluss des großen Ereignisses von Uruk hören die Stimme des weisen Enki aus weiter Ferne:

„Im Namen meiner Macht und im Namen meines Tempels verkünde ich, dass die Weisheitstafeln der ME von nun an in deiner Stadt Uruk bleiben mögen. Sollen die Menschen in Uruk gedeihen und die Kinder Uruks sich erfreuen. Der Streit sei beigelegt und das Volk von Uruk sei in Frieden mit Eridu verbunden.“

 


Inanna – Enki Artikelserie

Bildquellen:

© www.flickr.com/photos/solvo/123771677/

2 Kommentare

  1. „Sie ist eine Liebesgöttin – ausgestattet mit weiblichen Reizen in Fülle und Pracht.“

    In der sumerischen und babylonischen Mythologie ist Inanna (babylonisch Ischtar) eine Gottheit, die ihr Geschlecht wechseln kann. Tritt diese Gottheit weiblich auf, so wird sie mit einem achtzackigen Stern dargestellt. Der männliche Part dieser Gottheit steht für grausamen Krieg, dargestellt durch einen Löwen.

    „Ištar (sumerisch Inanna) ist die babylonische Venus bzw. Aphrodite. Ištar (Ishtar) ist – wie Aphrodite – die Gottheit der sexuellen Begierde. Gleichzeitig ist Ištar – wie Ares – eine Kriegsgottheit. Ištar kann in weiblicher und männlicher Form erscheinen (das Geschlecht wechseln). In der weiblichen Darstellung ist Ištar ein Stern mit 8 Zacken und männlich wird diese Gottheit als Löwe dargestellt.

    In der nordischen Mythologie personifiziert Freya (auch Freia oder Freyja -> „Herrin“) sexuelle Begierde (weiblich) und gleichzeitig Aspekte vom Krieg (männlich). Freya ist somit ebenfalls eine Reinkarnation der Gottheit Ishtar (babylonisch) bzw. Inanna (sumerisch).“

    Aphrodite, Ares, Mars, Ischtar, Inanna und Freya

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Neueste Artikel

Aktualisierte Artikel