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Feste feiern – wozu machen wir das?

Feste feiern - wozu machen wir das eigentlich?
Feste feiern – wozu machen wir das eigentlich?

Feste feiern ist etwas, das nur Menschen tun. Tiere nicht, Maschinen nicht. Und in aller Regel feiern Menschen ihre Feste nicht einsam und allein, sondern gemeinsam. Denn eben dies – das Gemeinsame – ist es, was bei einem Fest in erster Linie gefeiert wird. Das zu Feiernde aber ist das A und O eines Festes – sein Anlass, Höhepunkt und Mittelpunkt. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich, genauer hin zu schauen, worin solch ein Gemeinsames, das Menschen feiern wollen, alles bestehen kann. Gibt es da vielleicht einen Rhythmus, besondere Voraussetzungen, Themen, die gemeinsam zu feiern das Gemeinsame stärken? Die meisten großen Feste, sowohl bei uns in Mitteleuropa als auch in anderen Gegenden der Welt, entstanden schon vor langen Zeiten in einem religiösen Kontext.

Voraussichtliche Lesedauer: 13 Minuten

Feste feiern Menschen zu Ehren der Götter

So jedenfalls waren viele Feste entstanden, die im alten Ägypten, Griechenland, Rom gefeiert wurden. In Griechenland zum Beispiel wurde alljährlich im Frühling die Ankunft des Dionysos – vom Meer her kommend – orgiastisch gefeiert. Die religiösen Feste, die in unseren Gefilden regelmäßig gefeiert werden, sind in ihrer Grundstruktur sehr ähnlich. Doch je nach Region werden diese Feste mit religiösem Hintergrund unterschiedlich lautstark und pompös oder eher still und im kleinen Kreis der Familie gefeiert.

Die unterschiedlichen Religionen, das Christentum, Hinduismus, Buddhismus, der Islam, das Judentum, keltische Religionen und andere, haben teilweise sehr unterschiedliche Rituale und Feste. Manche rituelle Handlungen wie das Fasten beispielsweise ähneln sich unter den verschiedenen Religionen sehr stark. Andere, wie das Fest der Freilassung gefangener Tiere im Buddhismus haben in anderen Kulturen keine Entsprechung. Die hierzulande gebräuchlichsten Feste mit religiösem Hintergrund im Laufe des Jahres  sind: das Osterfest und das Weihnachtsfest. 

Feste feiern – im Laufe des Jahres

Der Zeitpunkt der wichtigsten Feste im Laufe eines Jahres geht auf antike oder alte germanische Feste und Kulte zurück. Auch Weihnachten und Ostern kannte man unter anderem Namen und mit etwas anderen Riten schon lange vor dem Christentum.

Feste feiern – Weihnachten in Europa

Weihnachten liegt sehr nahe an der Wintersonnenwende. Die längste Nacht ist erreicht, der Hoffnungsschimmer in der dunklen Jahreszeit.  Werden die Vorräte den Winter über reichen? Dies waren Fragen, die Menschen sich schon in vorchristlichen Zeiten stellten. Besonders in nordischen, also winterkalten Regionen wie der unseren stellten sich die Menschen Jahr für Jahr darauf ein, den kalten Winter möglichst unbeschadet zu überleben.

Für Kulturen außerhalb jüdisch-christlich geprägter Normalität ist solch ein Fest wie Weihnachten eher weniger sinnvoll. In Lateinamerika zum Beispiel ist Weihnachten – navidad – schon bekannt. Das ist insofern kein Wunder, als Lateinamerika in den letzten Jahrhunderten von christlichen Kolonialherren dominiert wurde. Wirklich gefeiert aber werden in Lateinamerika Feste zur Wintersonnenwende – im Juni!

Feste feiern – Ostern ist unser Frühlingsfest

Ostara
Ostara ist die Frühlingsgöttin germanischer Mythologien.

Ostern ist ein Fest, das so oder so ähnlich fast überall auf der Welt gefeiert wird. Aber eigentlich ist es umgekehrt. Wir feiern mit Ostern das Fest des Frühlings, das man in aller Welt kennt. Wie das Weihnachtsfest um die Wintersonnenwende gefeiert wird, feiert man zum Osterfest die Ankunft des Frühlings. Und ebenso wie die Wintersonnenwende ist auch die Ankunft des Frühlings ein Fest von existentieller Bedeutung gewesen – seit Mesopotamien. Existentiell ist dieses Fest im Frühling aus zwei Gründen.

Zum einen feiern die Menschen in aller Welt, den Winter überstanden zu haben, überlebt zu haben. Bei uns ist oder zumindest war es Jahrhunderte lang die bittere Kälte. Erst im Frühling weiß man, wer den Winter überstanden hat, wie viel Rinder, Schafe, welche Bäume und Sämlinge. In subtropischen Gegenden dieser Erde feierten und feiern die Menschen eher das Ende der Trockenzeit.

Zum anderen wünschen sich die Menschen, wenn sie den Frühling ausgiebig feiern, dass die Götter ihnen ein fruchtbares Jahr bescheren mögen. Dass die Saat aufgehe, ausreichend Regen fallen möge, die Früchte von Plagen verschont bleiben möge. Natürlich gilt auch hier: Den Frühling begrüßen die Menschen in Südamerika, Südafrika und Australien dann, wenn es bei uns auf den Herbst zu geht. 

Übrigens: Ostern, wie wir es kennen, hat seinen Namen wohl von einer germanischen Göttin: Ostara. Ostara war die Frühlingsgöttin germanischer Mythologien.

Feste feiern – im Laufe seines Lebens

Neben den Festen, die Menschen Jahr für Jahr gemeinsam feiern, gibt es noch eine andere Art von Festen, Feste des individuellen Lebens. Doch auch diese Feste begehen Menschen, zumindest in unseren Breitengrade nach wie vor gemeinsam. Nach wie vor schreibe ich mit Bedacht, da sich auch diese Tradition früher oder später auflösen wird. Wie wir dann, nach der Auflösung der noch bekannten Traditionen, Feste feiern werden, dazu müsste ich die Zukunft vorher sagen können und das maße ich mir nicht an.

Feste im Laufe des Lebens sind natürlich zunächst einmal die Taufe, gefolgt von Konfirmation, Verlobung, Hochzeit und diversen Hochzeitstage, bis hin zur Gnadenhochzeit. Namensfeste und Geburtstagsfeste sind je nach Region auch ein Anlass, gemeinsam zu feiern. Diese Feste werden jedenfalls sehr unterschiedlich, auch sehr unterschiedlich ernsthaft begangen. Und dann gibt es noch die nicht so gut planbaren Festlichkeiten: Beerdigungsfeiern.

Feste feiern – Beerdigung

Der Tod ist vor allem in Europa ein trauriger Anlass, ein Fest zu feiern, doch Beerdigungen werden je nach Religion und geografischer Lage extrem verschieden gefeiert. Für Christen ist die Beerdigung ein trauriges Fest: schwarze Kleidung, Tränen, Beileidsbekundungen und Trauerkarten. Eine Beerdigung wird von Christen denn auch nicht als Fest bezeichnet, sondern als Feier, als Trauerfeier in der Regel.

Obwohl es sicher, statistische Zahlen dafür kenne ich nicht, so manchen Sterbenden gibt, der sich seine Beerdigung als ein freudiges Fest wünscht, sind solch – freudig, fröhliche – Feiern zu Ehren des Toten, bei uns (noch) die Ausnahme. Seltsam scheint mir das manchmal, da doch ein gläubiger Christ sich nach der Vereinigung mit Gott sehnt. In anderen Kulturen, wie etwa im alten Ägypten oder auch für gläubige Hindus wird der Tod seit eh und je als Übergang in ein anderes Leben voller Freude gefeiert.

Das Fest der Taufe

Feste feiern Menschen auch bei jeder Taufe. Die Taufe ist ein eindeutig religiöser Ritus, um die Zugehörigkeit zu einer Religion zu untermauern. Während die Taufe eines Kindes in der katholischen Kirche schon im Babyalter durchgeführt wird, kann sie in anderen Religionen auch im Erwachsenenalter durchgeführt werden.

Die Taufe an sich gilt als Ritus christlicher Glaubensrichtungen und stammt aus der Zeit des neuen Testamentes. Sie wird meist in einem familiären Rahmen und in einer religiösen Gemeinde, in Kirchen, mittels Priester, Pastor oder Pfarrer durchgeführt. Das Weihwasser, mit dem der Priester die Stirn des Säuglings beträufelt, gilt symbolisch für den ursprünglichen Taufritus in einem See oder Fluss. Mit der Taufe wird das Kind in die Glaubensgemeinschaft – zum Beispiel der der Katholiken aufgenommen.

Firmung, Kommunion und Konfirmation

Totenfest am Ganges in Indien
Totenfest am Ganges in Indien

Die Firmung ist nach der Erstkommunion ein wichtiger Schritt zum katholischen Glaubensbekenntnis und ebenfalls ein Grund, ein Fest zu feiern. Das zu feiernde ist das Sakrament, welches noch enger die Verbundenheit zu Gott und der Kirche im Einzelnen symbolisieren soll. Sie wird in der Regel zwischen dem 14. und 16. Lebensjahr durchgeführt. Die Teilnahme an einer Firmung wird dem Jugendlichen freigestellt und falls sich dieser dazu entschließt, muss er regelmäßig an der Firmvorbereitung, die meistens in der jeweiligen Kirche stattfindet, teilgenommen haben.

Eine Firmung selbst wird von einem Weihbischof gegeben und von einem Firmpaten aus der Familie begleitet. Und die Kommunion ist der erste Schritt zum katholischen Glaubensbekenntnis. Sie ist als religiöses Fest zu bezeichnen und wird dementsprechend auch gebührend gefeiert. Sehr ähnlich sieht die evangelische Konfirmation zwar den regelmäßigen Unterricht bis zur Konfirmation vor, doch sie ist, was Religiosität betrifft, bei weitem lockerer und freier gestaltet. Mit schönen Sprüchen zur Konfirmation wird das Kind beschenkt und auch mit reichlich Geschenken aus der Familie. 

Wer es liebt, Feste zu feiern, liebt vielleicht auch Hochzeiten

Hochzeiten sind heute bei uns in Deutschland auch nicht mehr das was sie im 19. und 20. Jahrhundert mal waren. Immerhin, die eigene Hochzeit ist für jene, die sie noch immer ernst nehmen, sicherlich ein besonderes Fest. Christen fühlen sich erst dann richtig verheiratet, wenn ihr Bund für´s Leben von kirchlichen Würdeträgern gesegnet wurde. Eine standesamtliche, also staatliche, Trauung muss aber auch sein, wenn man denn offiziell als Ehepaar gelten will. Da die Rituale für eine Hochzeit in Indien ausgefeilter sind als bei uns, habe ich zum Abschluss noch eine etwas ausführlichere Beschreibung einer indischen Hochzeit.

Hochzeit feiern in Indien – das schönste aller Feste

Das Foto der Brautleute hat mir Sarahamina zur Verfügung gestellt: Vielen Dank für das stimmungsvolle Foto einer indischen Hochzeit.
Das Foto der Brautleute hat mir Sarahamina zur Verfügung gestellt: Vielen Dank für das stimmungsvolle Foto einer indischen Hochzeit.

Eine Hochzeit in Indien ist für einen Europäer ein besonderes Erlebnis. Wer als Europäer für längere Zeit in Indien weilt, möchte vielleicht mal an einer indischen Hochzeit teilnehmen. Vielleicht hat so ja die Chance, besonders tief mit den Riten einer indischen Hochzeit vertraut zu machen. Und schließlich stellt sich für einen Europäer vielleicht auch die Frage: Was schenke ich den Brautleuten? Ein kleiner Überblick über die Riten zu einer landesüblichen Hochzeit. Denn sicher wollen Sie besser in kein Fettnäpfchen treten, sondern die Hochzeit genießen.

Die Vorbereitung der Hochzeit

In Indien sind arrangierte Hochzeiten traditionell üblich, obwohl es inzwischen auch Liebesheiraten gibt. Die Eltern sind es zumeist, die für ihren Sohn bzw. ihre Tochter den geeigneten Ehepartner aussuchen. Anders als für uns Europäer, die eine Hochzeit auf der Basis von Verliebtheit für natürlich halten. Weit gefehlt. Auch in Europa gibt es die sogenannten „Liebesheiraten“ erst seit etwa 200 Jahren. Zuvor wurde wie heute noch in Asien und Afrika von den Eltern die Hochzeit arrangiert.

Als geeignet gilt ein Partner dann, wenn er der gleichen Bevölkerungsschicht bzw. Kaste angehört. Eine Ausnahme von dieser Regel ist selten und nur mit schwer zu überwindenden Widerstand möglich. Für uns Europäer mögen vielleicht „Romeo und Julia“ das Drama skizzieren, das im Falle eigenmächtigen Verliebens drohen würde. Aber selbst das ist eben europäisch. Für die letztliche Entscheidung, ob und wann die Brautleute heiraten, wird ein Horoskop oder Orakel der verehrten Gottheit befragt. Kommt auch von göttlicher Seite Zustimmung, steht der Hochzeit nichts mehr im Wege. Die Brautleute werden als verlobt betrachtet.

Ist die Entscheidung getroffen, beginnen die Vorbereitungen auf die Hochzeit. Feste zu feiern verstehen die Inder. Manchmal dürfen die Verlobten sich jetzt schon kennen lernen und miteinander sprechen. Allein miteinander werden sie aber nicht gelassen. Sex vor der Ehe ist gänzlich unüblich zwischen den Verlobten. 

Der Tag der Hochzeit

Die Hochzeit wird auf traditionelle Weise, als eine festgelegte Folge von traditionell festen und seit Jahrhunderten unveränderlichen Riten, gestaltet. Jedes Ritual hat eine ganz bestimmte Bedeutung und muss genau so von den Beteiligten zelebriert werden. Am Tag der Hochzeit bricht der Bräutigam mit seinen Freunden und männlichen Verwandten zum Hause der Braut auf. Dort angekommen, wird er mit einem Glück verheißenden rituellen Trunk aus Honig und Joghurt begrüßt. Im Garten ist ein festlich geschmückter Pavillon platziert. Braut und Bräutigam betreten diesen Pavillon von unterschiedlichen Seiten und setzen sich auf den rituell festgelegten Platz.

Der Ritus der Hochzeit

Der Ritus einer Hochzeit ist sorgfältig festgelegt.

  • Die Plätze von Braut und Bräutigam sind durch einen Vorhang voneinander getrennt.
  • Traditionellerweise haben sich die Brautleute noch nie gesehen, was heute, wie gesagt nicht mehr ganz so streng gehandhabt wird – je nach Familie bzw. den verehrten Göttern.
  • Ein Priester öffnet den Vorhang und murmelt dabei bestimmte Mantren.
  • Der Brautvater tritt vor und übergibt seine Tochter dem Bräutigam. Der Bräutigam muss jetzt für alle vernehmbar versprechen, die Braut als seine Frau zu ehren und treu zu ihr zu stehen.
  • Das Brautpaar wirft gemeinsam Butteröl und Reis als Opfer an die Götter in dafür vorgesehene offene (rituell geweihte) Feuer.
  • Nun werden die Kleider der Brautleute miteinander verknotet. Mit verknoteten Kleidern gehen Braut und Bräutigam sieben Schritte um das geweihte Feuer.
  • Sie schwören dabei, die drei zentralen Gebote der Ehe zu beachten:
    • religiöser Gehorsam,
    • das Zeugen vieler Söhne
    • „Kama“ – Spaß am Sex
  • Zum Abschluss der Trauung werden die Brautleute mit Weihwasser besprengt. Wie bei uns auch, beginnt nun das Fest der Hochzeit. Allerdings wird keine Partymusik aufgelegt.
  • Der Ritus schreibt vielmehr vor, dass Braut und Bräutigam stundenlang nebeneinander sitzen. Sie sitzen leicht erhöht und müssen sich von allen (oft) vielen Gästen eingehend beäugen lassen. 

Quellen

2 Kommentare

  1. enrico 2017 indien-fieber

    Hallo, ich habe selbst eine solche Hochzeit mitgemacht, deshalb kann ich euch davon berichten und euch auch gerne 1-2 Hochzeitsbilder von mir und meiner Braut senden.

    Als Bräutigam wird man in seinem Haus fertig gemacht, die angebetete wird bei ihren Freundinnen fertig gemacht, mit dem typischen Hochzeitshenna und Schmuck.
    Dann geht es zum Tempel, wo sich das Paar nach einer Woche Trennung das 1. mal wieder sieht.

    Im Tempel gibt es eine ca. 90-minütige Zeremonie. Mann muss so z.b. 7 Mal um das Gottesfeuer gehen, der Mann geht voran, die Frau an einer Art Seil hinterher. Dies soll die Verbundenheit zeigen. Ich kann euch sagen, dass dies für mich ein sehr schönes Erlebnis war, gerne beantworte ich euch auch fragen.

    lg enrico

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