Die Insel Kreta ist die größte griechische Insel. Sie wird auch die Insel des Zeus genannt. Der Göttervater Zeus soll hier in Kreta geboren worden sein. Auch den sagenhaften König von Kreta, Minos mit Namen, soll Zeus gezeugt haben. Mit König Minas ist das Labyrinth von Knossos, der Mythos von Theseus, Ariadne und dem Minotaurus verbunden. Und das ist eine recht verwirrende Geschichte.
Kreta die Wiege der Götter
Die Minoische Kultur von Kreta gilt als die erste europäische Hochkultur und damit nicht nur als Wiege des antiken Griechenlands, sondern als Wiege Europas. Hier in Kreta wurde, dem Mythos zufolge, Zeus geboren. Auch der Palast und das Labyrinth von Knossos sollen, so schreibt man es Homer zu, mit der griechischen Mythologie zu tun haben. Die Insel Kreta galt und gilt noch immer als besonders schön. Schon landschaftliche ist die Insel Kreta reich mit Schönheit gesegnet. So ist es kein Wunder, dass Homer gerade hier die Wiege des Zeus hin gedichtet hat. Die Täler, Schluchten und Gebirgshänge sind nur schwer zugänglich. Das Ida-Gebirge mit dem Psiloritis als höchsten Berg ragt aus der reichen Gebirgskette durch die Insel besonders heraus.
Die Landschaft ist offensichtlich gut geeignet, den kleinen Zeus vor den Augen seines mächtigen Vaters zu verstecken. Die Gebirgskette gehört zu einem Gebirgsmassiv, das bis zum Peloponnes reicht. Die geologisch aktive Lage (Vulkane) haben das Leben und die Geschichte der Insel Kreta stark geprägt. Im Idagebirge, dem größten Gebirge der Insel Kreta, hatte Rhea, die Mutter von Zeus, ihr jüngstes Kind, den kleinen Zeus, vor dem Vater, vor Kronos, versteckt. Gesäugt von einer Ziege wuchs Zeus im Idagebirge auf Kreta auf, bis er Mann genug war, seinem Vater das Handwerk zu legen.
Zeus und Europa auf Kreta
Später, so erzählt eine andere Sage um den großen Gott in Griechenland, soll Zeus eine seiner vielen Geliebten: Europa mit Namen, hier her auf die Insel gebracht haben. In einen prächtigen Stier hatte Zeus sich verwandelt, um Europa zu locken und nach Kreta zu entführen. Der Strand, an der er mit seiner Geliebten an Land ging, liegt beim heutigen Mátala.
Das Gemälde zeigt Zeus als Stier. In menschlicher Gestalt durfte sich der Göttervater im alten Griechenland seinen menschlichen Geliebten nicht zeigen. Der Anblick seiner wahren Gestalt, so heißt es, hätte sie getötet. Zeus und Europa zeugten jedenfalls, ob liebevoll oder gewalttätig, darüber streiten sich die Geister, den späteren König der Insel Kreta – Minos.
Das Labyrinth von Knossos – Minoische Kultur
Berühmt ist der Palast durch den Mythos von König Minos, seiner Tochter Ariadne, dem Minotaurus im Labyrinth und dem mythischen König von Athen – Theseus.
Viele sprechen vom Palast in Knossos, andere, so auch ich, vom Labyrinth von Knossos. Das Labyrinth in Knossos scheint – so oder so – wichtig zu sein, um die frühe Kultur der Griechen zu verstehen, die Kultur vor der Blüte der Polis im antiken Griechenland. Für diese Kultur, die vor allem auf Kreta blühte, gibt es einen eigenen Namen. Sie wird als minoische Kultur bezeichnet und bekam ihren Namen von Minos, ihren sagenhaften König. Aber ob es den sagenhaften König überhaupt gab, ja ob es überhaupt einen König auf Kreta damals, gilt heute als umstritten. Forscher haben in den letzten Jahren herausgefunden, ein paar Link zu den Forschungen findest Du am Ende des Textes, dass der labyrinthartige Palast von Knossos vermutlich gar kein Palast gewesen ist. Viele Spuren deuten darauf hin, dass es sich bei dieser labyrinthartigen Architektur um eine große Tempelanlage handelte. Keine Spur von einem König wurde gefunden, sondern Fresken an der Wand von Priestern, Priesterinnen vor allem, und Ritualen wie dem des Stiersprungs. Doch was hat es dann mit dem Mythos vom Minos und dem Labyrinth in Knossos auf sich?
Der Mythos vom Labyrinth in Knossos
Der berühmte Mythos erzählt also, dass König Minos dereinst in Kreta das Land regierte. Wie es dazu kam – auch dafür gibt es einen Mythos, der für das Labyrinth wichtig ist. Kurz gesagt hatte Minos zwei Brüder, gegen die er sich durchsetzen musste, um König zu werden. Er bat also Poseidon um Hilfe, der ihm einen besonders schönen Stier als Opfergabe schickte.
Minos erfüllte das Versprechen, den Stier zu opfern nicht, was Poseidon dazu gebracht haben soll, die Frau von Minos mit unstillbarem Begehren, sich mit diesem heiligen Tier der Kreter zu vereinigen. Und so wurde die Frau von Minos nicht nur die Mutter seiner vielen Kinder, sondern auch die Mutter des Minotaurus. Den Minotaurus aber ließ Minos nicht töten, sondern er bat Dadalos, den genialen Erfinder der Antike, ein Labyrinth für den Sohn seiner Frau zu entwerfen.
Das Wort Labyrinth könnte von dem griechischen Wort Labrys (Doppelaxt) stammen. Doch es gibt auch andere Erklärungen. Die Insel Kreta übrigens hat sich heute ein Labyrinth als ihr Siegel gewählt.
Theseus, Ariadne und das Labyrinth
Minos soll zu dieser Zeit Athen unterworfen haben und forderte alle neun Jahre 14 Jünglinge und Jungfrauen als Tribut. Die Opfer ließ er ins Labyrinth treiben. Als wieder einmal das Opferjahr gekommen war, mischte sich Theseus, der Kronprinz von Athen unter die Jünglinge. In Kreta gelang es ihm, die Tochter von Minos, Ariadne, für sich zu gewinnen. Ariadne verliebte sich in Theseus und half ihm dabei, den Minotaurus in der Mitte des Labyrinth zu besiegen.
Sie gab ihm ein magisches Schwert und ein Wollknäuel (den Ariadne-faden). Mit dem Schwert tötete Theseus den Minotaurus. Und mit dem Wollknäuel fand er und seine Gefährten wieder aus dem Labyrinth heraus. Gemeinsam mit Ariadne flohen Theseus und die geretteten Athener aus Kreta, doch soll Theseus die Tochter des Königs schon auf der Insel Naxos zurück gelassen haben.
Es hört doch jeder nur, was er versteht. (Goethe)
Der Mythos von König Minos und dem Minotaurus im Labyrinth von Knossos – offensichtlich passt er nicht zu dem, was wir inzwischen über die minoische Kultur wissen. Und doch ist der Mythos von Minos und dem Minotaurus ja nicht aus der Luft gegriffen. Vielleicht könnte man es so sagen: Der Mythos beschreibt, wie die Späteren, die Athener sich ihren Sieg über das mächtige Reich in Kreta erklärten. Sieger schreiben die Geschichte, könnte man sagen.
Ja schon. Aber wenn ich mir vorstelle, wie Seefahrer oder Eroberer vom griechischen Festland die hoch entwickelte Kultur auf Kreta erlebten, liegt es eigentlich nahe, dass sie diese Kultur nicht verstanden. Was sie sahen, deuteten sie im Sinne ihrer eigenen Kultur. Und damit meine ich nicht, dass sie gelogen hätten, sondern dass sie tatsächlich nur sahen und hörten, was sie irgendwie schon kannten. In der modernen Psychologie nennt man das auch Bias – eine kognitive Verzerrung. Den Stier Kult um den Stier als Gottheit – vergleichbares gab es bei den Eroberern von Kreta, die vom griechischen Festland her kamen, nicht. Sie sollen zuerst aus Mykene gekommen nach Kreta gekommen sein, eine kriegerische Stadt mit wehrhaften Mauern. In Kreta, auf Knossos dagegen gab es keine Palastmauern. Wie immer nun genau: Die neuen Herrscher aus Mykene machen aus dem heiligen Stier der Kreter einen menschenfressendes Ungeheuer.
Zur 8000-jährigen Geschichte von Knossos
- 6500 v.Chr.: Erste Besiedlung Kretas, zuerst in Höhlen, dann in Häusern aus Bruchstein und Holzdächern.
- 2600 v.Chr.: Entwicklung der Landwirtschaft. Einführung von Bronzewerkzeugen. Bau von Kuppelgräbern.
- 1900 v.Chr.: Die Zeit der alten Paläste. Konzentration der Macht auf einige Paläste. Bau der Paläste in Knossos, Malia, Festos und Zakros. Beginn der minoischen Seeherrschaft: Kolonien in Milos, Kythera und in Kleinasien.
- 1700 v.Chr.: Zeit der neuen Paläste. Goldenes Zeitalter Kretas. Konzentration der Macht und des Lebens auf die Paläste. Bedeutender Seehandel.
- Handelsniederlassungen in Afrika, Kleinasien und auf den ägäischen Inseln.
- 1500 v.Chr. Santorin Vulkanausbruch. Der Vulkanausbruch war eine der größten Natur-Katastrophen der Antike. Er zerstörte die Machtzentren der minoischen Kultur. Die Geschichte der minoischen Hochkultur von Kreta fand ein jähes Ende.
- Der Palast von Knossos blieb partiell erhalten und wurde später von den dann herrschenden Mykener wieder aufgebaut.
Minoische Kultur im Museum von Heraklion
Der ideale Ort um die Geschichte von Kreta zu verstehen ist das Archäologische Museum in Heraklion. Es zählt zu den bedeutendsten Museen für antike Geschichte überhaupt. Der Schwerpunkt des Museums liegt naheliegenderweise auf der minoischen Kultur. Zu sehen ist im Museum auch eine kleine Skulptur einer kretischen Schlangengöttin oder Priesterin.
Die minoische Kultur könnte man, wie gesagt, auch als frühgriechische Kultur bezeichnen. Auf jeden Fall hat die minoische Kultur, Name hin oder her, sie hieß damals auch anders, die spätere Geschichte ganz Griechenlands stark beeinflusst. Nicht zuletzt der Mythos von Zeus, der den König von Kreta: Minos zeugte, beweist die Nähe von griechischer und minoischer Kultur.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Minos#Minos_und_der_Stier
https://de.wikipedia.org/wiki/Minoische_Kultur
https://www.wissen.de/bildwb/der-minospalast-von-knossos-im-labyrinth-des-minotauros / https://www.scinexx.de/news/geowissen/mathematik-der-minoer-entraetselt/
Bildquellen:
© Wolfgang Bark / Charly von flickr.com /// Hans74 von flickr.com/// Bernd Brüsehaber von flickr.com/ /// Martin Koch von flickr.com
Stier Fresko in Knossos: Von: Radio-kreta.de/historische-notiz-kreta-und-der-stier/
Karte: Von derivative work: Kwbolte (talk)Map_Minoan_Crete-en.svg: User:Bibi Saint-Pol – Map_Minoan_Crete-en.svg, CC BY-SA 3.0
Zeus und Europa: Von Autor unbekannt – Ancient greek vase, Gemeinfrei
Münze mit kretischem Labyrinth: Von AlMare – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0
Schlangengöttin von Knossos: Stockbilder von Depositphotos
Was Kreta betrifft, so gibt es einige Rätsel und Geheimnisse. Da gibt es einen speziellen kretischen Dialekt – und dabei handelt es sich nicht um das amtliche Neugriechisch. Was daran ein Rätsel ist? Historisch lässt sich nicht nachvollziehen, woher dieser kretische Dialekt kommt. Die Kreter werden als stur beschrieben und viele von ihnen übernehmen nicht das amtliche Neugriechisch. Was die griechische Mythologie betrifft, so ist Kreta natürlich ganz besonders spannend. Da ist beispielsweise von einer Nymphe mit dem Namen Krete die Rede – und in der griechischen Mythologie ist diese Krete die eponyme Heroine von Kreta. Die griechische Insel Kreta, allgemein und Mythologie