StartGriechische GötterGott Eros - Sehnsucht nach der anderen Hälfte

Gott Eros – Sehnsucht nach der anderen Hälfte

Gott Eros in vielen Gestalten: Eros und Anteros
Gott Eros in vielen Gestalten: Eros und Anteros

Hier habt ihr die komplette Rede des Aristophanes in Platon´s Symposion.

Der Gott Eros, so legt es der Philosoph Platon dem Dichter Aristophanes in den Mund, stellt die Sehnsucht zwischen den geteilten Menschen. Einstmals waren sie eine Kugel, Mann und Frau, und wurden getrennt, dass sie den Göttern nicht ähnlich werden. Seitdem suchen die einander verlorenen Hälften nach der jeweils anderen.

Aristophanes über den Gott Eros

Darauf habe, sagte er, Aristophanes das Wort genommen und gesagt:

Freilich hat er aufgehört, aber doch nicht eher, bis er mit dem Niesen behandelt worden ist, so dass mich auch wundert, habe er hinzugefügt, wie doch das Wohlgeordnete des Leibes solches Geräusch und solchen Kitzel begehren mag, wie doch das Niesen ist; denn er hörte gleich auf, sobald ich nur das Niesen anwendete.

Darauf habe Eryximachos gesagt: Guter Aristophanes, siehe wohl zu, was du tust!

Du ziehst mich auf, indem du im Begriff bist zu reden, und nötigst mich also selbst, der Aufpasser deiner Rede zu werden, ob du nicht auch etwas Lächerliches sagst, da du sonst könntest ganz in Frieden geredet haben.

Darauf habe Aristophanes lachend entgegnet: Wohl gesprochen, Eryximachos, und das Gesagte soll uns ungesagt sein. Also laure mir nicht auf, da ich ohnehin schon besorgt bin um das, was ich zu sagen denke, nicht, ob ich nicht Lächerliches sagen werde, denn das wäre ja Gewinn und meiner Muse einheimisch, sondern ob nicht Belachenswertes.

Nachdem du abgeschlossen, habe jener gesagt, denkst du zu entkommen, Aristophanes? Gib nur wohl Achtung und rede wie einer, der sich wird verantworten müssen. Vielleicht indes, wenn es mir ansteht, lasse ich dich auch durch.

Allerdings, habe also Aristophanes gesagt, habe ich im Sinne, ganz anders zu reden, als ihr beide, du und Pausanias, gesprochen habt. Denn mir scheinen die Menschen durchaus die wahre Kraft des Eros nicht innegeworden zu sein. Denn wären sie es, so würden sie ihm die herrlichsten Heiligtümer und Altäre errichten und die größten Opfer bereiten, und es würde nicht wie jetzt gar nichts dergleichen für ihn geschehen, dem es doch ganz vorzüglich geschehen sollte.

Denn er ist der menschenfreundlichste unter den Göttern, da er der Menschen Beistand und Arzt ist in demjenigen, aus dessen Heilung die größte Glückseligkeit für das menschliche Geschlecht erwachsen würde. Ich also will versuchen, euch seine Kraft zu erklären, und ihr sollt dann die Lehrer der übrigen sein. Zuerst aber müßt ihr die menschliche Natur und deren Begegnisse recht kennen lernen.

Nämlich unsere ehemalige Natur war nicht dieselbige wie jetzt, sondern ganz eine andere. Denn erstlich gab es drei Geschlechter von Menschen, nicht wie jetzt nur zwei, männliches und weibliches, sondern es gab noch ein drittes dazu, welches das gemeinschaftliche war von diesen beiden, dessen Name auch noch übrig ist, es selbst aber ist verschwunden. Mannweiblich nämlich war damals das eine, Gestalt und Benennung zusammengesetzt aus jenen beiden, dem männlichen und dem weiblichen, jetzt aber ist es nur noch ein Name, der zum Schimpf gebraucht wird.

Ferner war die ganze Gestalt eines jeden Menschen rund, so daß Rücken und Brust im Kreise herumgingen. Und vier Hände hatte jeder und Schenkel ebensoviel als Hände, und zwei Angesichter auf einem kreisrunden Halse einander genau ähnlich, und einen gemeinschaftlichen Kopf für beide einander gegenüberstehende Angesichter, und vier Ohren, auch zweifache Schamteile und alles übrige, wie es sich hieraus ein jeder weiter ausbilden kann.

Er ging aber nicht nur aufrecht wie jetzt, nach welcher Seite er wollte, sondern auch wenn er schnell wohin strebte, so konnte er, wie die Radschlagenden jetzt noch, indem sie die Beine gerade im Kreise herumdrehen, das Rad schlagen, ebenso auf seine acht Gliedmaßen gestützt sich sehr schnell im Kreise fortbewegen.

Diese drei Geschlechter gab es aber deshalb, weil das männliche ursprünglich der Sonne Ausgeburt war, und das weibliche der Erde, das an beidem teilhabende aber des Mondes, der ja auch selbst an beiden teil hat. Und kreisförmig waren sie selbst und ihr Gang, um ihren Erzeugern ähnlich zu sein. An Kraft und Stärke nun waren sie gewaltig und hatten auch große Gedanken, und was Homeros vom Ephialtes und Otos sagt, das ist von ihnen zu verstehen, daß sie sich einen Zugang zum Himmel bahnen wollten, um die Götter anzugreifen.

Zeus also und die anderen Götter ratschlagten, was sie ihnen tun sollten, und wußten nicht was. Denn es war weder tunlich, sie zu töten und wie die Giganten sie niederdonnernd das ganze Geschlecht wegzuschaffen, denn so wären ihnen auch die Ehrenbezeugungen und die Opfer der Menschen mit weggeschafft worden, noch konnten sie sie lassen weiter freveln. Mit Mühe endlich hatte sich Zeus etwas ersonnen und sagte:  

Bildquellen: 

© Shen aus Ephesos

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