
Griechische Helden kennen wir einige, allen voran wohl Herakles, Achilles und Odysseus. Doch gab es noch viele Helden, auch weibliche durchaus, mehr. Theresias, Ariadne, Theseus, Telefos, Ödipus, Paris, Hektor, Äneas, Kassandra, Iphigenie, Helena, Menelaos, Agamemnon, Orpheus & Eurydike. Menschen oder Halbgötter wie Herakles, Achilles und Äneas, die selbst keine unsterblichen Götter waren.
So wie die Götter miteinander nicht selten im Clinch lagen, gerieten vor allem die Menschen in existenzielle, Konflikte. Tragische Konflikte waren dies oft, gerade bei den heldenhaften Menschen. Denkt zum Beispiel an Ödipus oder Kassandra, Orpheus oder Theresias.
Griechische Götter und Helden
Was wäre die berühmte griechische Mythologie, wenn es nur die griechischen Götter und Göttinnen gäbe? Eng verbunden mit den Göttern sind auch die griechischen Helden und Heldinnen, samt jenen, die beides waren wie Theresias? Ein Gedankenspiel, ja, eine rein rhetorische Frage ist das aber nicht. Gibt es griechische Mythen, in denen die Götter ganz unter sich bleiben?
Ja, mindestens ein Mythos fällt mir ein, einer um den Gott der Schmiedekunst, Hephaistos. In diesem Mythos, in welchem die Götter in das sogenannte homerische Gelächter ausbrachen, hatte dieser Gott das Nachsehen. Menschliche Helden, Priester oder Seher kommen in diesem Mythos nicht vor – anders als in den meisten der griechischen Mythen.
Die großen griechischen Helden
Was ist ein Held oder, wie es im Griechischen heißt: Ein ήρωας, Heros? Oder besser: Wen verstanden die alten Griechen als heldenhaft oder eben als einen Helden?

Helden der Ilias & Odyssee von Homer plus Superheld Herakles
Die berühmtesten Figuren, Protagonisten (Helden im weiteren Sinne) der alten Griechen stammen aus der Ilias oder der Odyssee von Homer, mit Achill, Hektor, Äneas und der Seherin Kassandra, nicht zu vergessen natürlich Odysseus selbst. Als der berühmteste Held, Prototyp eines Helden schlechthin, aber gilt Herakles, dessen Taten und auch dessen Leben sich noch vor Beginn der Ilias und Odyssee vollendet hatten.
Herakles, der große, ja paradigmatische, der im Kampf nicht besiegbare Held, ist also zu Zeiten des Trojanischen Krieges schon Legende.
Siegreiche griechische Helden – Herakles, Achill, Äneas, Odysseus und Theseus
Ein Held, bei den alten Griechen, war den Göttern sehr nah, Halbgott oder Liebling der Götter. Und er war, wie die Götter, nach menschlichen Maßstäben, unbesiegbar, doch nicht, wie die Götter, per se unsterblich. Sie starben, ausgenommen Äneas, der während einer Schlacht zu den Göttern entrückt worden sein soll, schon im Ruhm ihrer Größe, durch einen Hinterhalt, eine List.

Das Orakel von Delphi und der Held Herakles
Herakles wurde vor allem berühmt durch 12 Heldentaten im Auftrag eines Königs, der vor allem eines im Sinn hatte: Herakles aus dem Weg zu räumen. Denn Herakles war nur deshalb in den Dienst dieses schwachen Königs getreten, da das Orakel von Delphi ihm dies als Sühne für seine schwere Schuld auferlegt hatte. In jenem Orakel soll er das erste Mal Herakles genannt worden sein.
Was Herakles noch zu bieten hat
Herakles war nicht nur für seine zwölf Arbeiten berühmt, er hatte noch mehr zu bieten, was weit über das Normale hinausging.
- Seine göttliche Abstammung – Er war der Sohn des Zeus und der sterblichen Alkmene, was ihn schon von Geburt an zu einem Halbgott machte.
- Seine unglaubliche Stärke – Er galt als der stärkste aller Helden der griechischen Mythologie.
- Seine zahlreichen weiteren Abenteuer – Neben den zwölf Arbeiten kämpfte er gegen Riesen, half den Göttern im Olymp und nahm an der Argonautenfahrt teil.
- Seine tragische Lebensgeschichte – Hera, die eifersüchtige Ehefrau des Zeus, verfolgte ihn sein ganzes Leben lang und brachte ihn mehrfach in große Not. Der Name „Herakles“ bedeutet denn auch so viel wie: „Jener, der durch die Verfolgungen der Hera Ruhm erlange.“
- Seine Rolle als Kulturbringer – In vielen Mythen wird er als Begründer von Städten oder als Überwinder von chaotischen Mächten beschrieben.
- Seine Vergöttlichung – Nach seinem Tod wurde Herakles in den Olymp aufgenommen und unsterblich, was ihn zu einem der wenigen Sterblichen machte, denen diese Ehre zuteilwurde.
- Seine Verbindung zur römischen Mythologie – Die Römer übernahmen ihn als Herkules und verehrten ihn als Schutzpatron von Athleten und Kriegern.
Achill / Achilleus
Der zweite große Held der griechischen Mythologie neben Herakles war Achill (Achilles).
Achill wurde zum Helden erzogen und sollte unbesiegbar sein. Seinen Ruhm als unbesiegbarer Krieger erwarb er vor allem in der Schlacht um Troja. Achill steht für jugendliche Kraft, unbezwingbare Kampfkraft, aber auch für menschliche Leidenschaften und Schwächen – was ihn zu einer der faszinierendsten Figuren der Antike macht.
Warum war Achill berühmt?
- Herausragender Krieger – Er war der stärkste und tapferste Held der Griechen im Trojanischen Krieg.
- Halbgöttliche Abstammung – Seine Mutter war Thetis, eine Meeresgöttin, sein Vater Peleus, ein sterblicher König.
- Unverwundbarkeit – Seine Mutter tauchte ihn in den Fluss Styx, wodurch er unverwundbar wurde – mit Ausnahme seiner Ferse, an der sie ihn hielt.
- Sein Zorn in der „Ilias“ – Homers „Ilias“ dreht sich um Achills Wut auf Agamemnon, seinen Rückzug aus dem Kampf und seine triumphale Rückkehr nach dem Tod seines Freundes Patroklos.
- Die Tötung Hektors – Achill tötete den trojanischen Prinzen Hektor als Rache für Patroklos’ Tod.
- Sein tragischer Tod, denn Achill erlebte das Ende des Krieges nicht. Ein Pfeil von Paris, gelenkt durch den Gott Apollon, traf ihn an der einzigen Stelle, an der er verwundbar war, seiner Ferse.
- Verehrung – Nach seinem Tod wurde er als Held und Halbgott verehrt, besonders in Elysion, dem Paradies der griechischen Mythologie.
Griechische Helden und Stadt-Könige: Odysseus, Äneas und Theseus
Während Odysseus und auch Äneas zu den Helden gehörten, die den Trojanischen Krieg überlebten, galt Theseus als mythischer König von Athen. Mit dem Trojanischen Krieg hatte er gar nichts zu tun.
Der listige Odysseus
Odysseus wurde zum Helden durch seinen Scharfsinn. Ein Krieger war Odysseus zwar auch, doch derer gab es viele im Trojanischen Krieg – aufseiten der Griechen wie der Trojaner. Die List aber war eine Waffe, für die niemand so gerühmt wurde wie Odysseus, der König von Ithaka. Seine unbeirrbare Suche nach dem Weg zurück nach Hause auf seine Insel Ithaka ist Thema des zweiten großen Epos von Homer – der Odyssee.
Die Helden Äneas und Theseus
Äneas und Theseus dagegen haben eine besondere Aufgabe, die sich jeweils auf eine bestimmte „Stadt“ bezieht. Äneas wurde am Ende seiner langen Irrfahrt zum Begründer von Rom. Theseus war ein mythischer König von Athen und soll sogar die Demokratie in seiner Stadt eingeführt haben.

Die kluge Königstochter Ariadne
Ariadne ist eine der wohl bekanntesten weiblichen Helden in der griechischen Mythologie. Sie ist die Tochter des Königs von Kreta, welcher den Menschen fressenden Minotaurus in einem Labyrinth gefangen hielt. In dieser Rolle half sie Theseus, dem König von Athen, den Minotaurus zu besiegen. In einer geheimen Unterredung verriet Ariadne Theseus, wie er in das Labyrinth hinein und vor allem wieder hinauskommen würde.
Ariadne gab dem attischen Helden ein magisches Schwert, mit dem er den starken Minotaurus besiegen konnte. Und sie gab ihm ein Garnknäuel, den nach ihr benannten Ariadnefaden. So konnte Theseus dem Labyrinth entkommen, nachdem er den Minotaurus besiegt hatte. Von Theseus auf der Insel Naxos verlassen, wurde Ariadne schließlich die Frau von Dionysos.

Berühmte tragische griechische Helden und Figuren
Es gab die großen Unbesiegbaren, die zwar auch, anders als Götter, starben, aber doch als Sieger in die Geschichte eingingen. Doch wir kennen auch viele heldenhafte Figuren in der griechischen Mythologie, deren Leben weitaus tragischer verlief.
Orpheus in der Unterwelt
Eine bekannte Figur und durchaus Held im modernen Sinne war der Sänger Orpheus. Dieser, ein Mensch, war kein Held, im Sinne von unbesiegbaren Kämpfern, aber doch ein mutiger und zudem liebender Mann. Orpheus stand den Göttern Apollon und Dionysos nahe und galt später als Erfinder der Musik.
Er selbst überlebt es, in die Unterwelt, den Hades, ins Totenreich zu gehen. Die Liebe zu seiner Frau zieht ihn in die Welt der Toten. Seine Frau, Eurydike, war vor einem Liebhaber geflohen und dabei auf eine Schlange getreten, welche sie gebissen hatte. Doch schafft der Sänger Orpheus es nicht, die Bedingung der Götter zu erfüllen. Er muss letztlich doch ohne Eurydike in die Welt der Menschen zurückkehren.
Antigone, Kassandra, Ödipus, Sisyphus & viele tragische Figuren mehr
Die griechische Mythologie ist reich an tragischen Helden, Heldinnen oder beeindruckenden Protagonisten. Antigone, Kassandra, Ödipus, Sisyphus gehören auf jeden Fall dazu. Doch schufen die Tragödiendichter weitere bekannte Figuren, deren schier unentrinnbare Tragik viele Menschen auch heute noch mitnimmt.
- Medea, welche ihre eigenen Kinder tötet.
- Oder der Titan und somit unsterblicher Gott Prometheus, der nicht anders kann, als den Menschen das Feuer zu bringen. Zur Strafe verbringt er Jahrtausende im Kaukasus, in Ketten geschmiedet. Und jeden Tag verhackt ein Adler ihm die stets nachwachsende Leber.
Quellen
- Text: Homerisches Gelächter / Äneas von Vergil / Heldentaten des Herakles
- Bilder: © Herakles bei Kybele und seinem Sohn Telephos, Gemeinfrei / Achilleus und seine Mutter Thetis, Gemeinfrei / Foto von Deposit / Tintoretto, Wikipedia, Gemeinfrei / Orpheus und die Tiere von Agnete – Eigenes Werk, Gemeinfrei /