Hypnos heißt ein griechischer Gott, der auch heute noch in der griechischen Alltagssprache präsent ist, er ist der Gott des Schlafes. Und er ist ein freundlicher Gott, der Menschen wie Göttern gern hilft. Von seinem Namen leitet sich auch der Begriff „Hypnose“ ab. Das mag für uns Deutsche nicht unbedingt Alltag sein. Doch im Griechischen wird nicht nur der Schlaf, sondern auch das ganz normale Schlafzimmer: υπνοδωμάτιο, Umschrift: Hypnosomatio, nach dem Gott des Schlafes genannt.
Griechischer Gott des Schlafes
Das römische Gegenstück von Hypnos ist Somnus. Der Gott Hypnos trägt den Beinamen Chthonios, da er zu den zahlreichen sogenannten chtonischen (mit der Erde verbundenen) Gottheiten gehört. Erde wiederum bedeutet – siehe vor allem die Göttin Persephone – einerseits Wachsen, Gedeihen, Fruchtbarkeit und andererseits Unter der Erde – Unterwelt, Tod. Der Gott Hypnos hat die unter den Göttern Griechenlands einzigartige Fähigkeit, sowohl Menschen als auch Götter in eine Art Tiefschlaf fallen zu lassen, was immerhin zwei Mal auch den wachsamen Göttervater Zeus betrifft. Natürlich steht Hypnos auch ganz allgemein für den Schlaf und wird daher als jene Gottheit, denen die Hälfte des Lebens aller Menschen gehört. Sein Charakter wird bei den Griechen als sanftmütig beschrieben. Ebenfalls zu finden ist der Gott des Schlafes im Gefolge des Dionysos.
Herkunft und Wohnort des Gottes Hypnos
Hypnos und sein Bruder Thanatos (der sanfte Tod) werden in den meisten Quellen (so bei Hesiod) als Kinder der Göttin Nyx beschrieben. Manchmal ist auch Erebos der Vater dazu, meist aber hat die Göttin der Nacht diese beiden ihrer Kinder allein aus sich hervor gebracht. Die Zwillingsbrüder Hypnos und Thanatos leben in einer Höhle, in der sich der Tag und die Nacht begegnen. Diese Höhle liegt am Ende der Welt – welches sich die alten Griechen als das Atlas-Gebirge bzw. die Gegend um Gibraltar vorstellten – sprich: dort verorteten. Tiefe Stille herrscht in dieser Höhle und kein Sonnenstrahl erhellt sie zu irgend einer Tageszeit. In dieser am Ende der Welt liegenden Höhle schlafen nicht nur die beiden chtonischen Brüder in ihren Betten aus Ebenholz, sondern entspringt auch der Fluss des Vergessens – Lethe, welche die Toten auf Ihrem Weg in den Hades (die Unterwelt) überqueren müssen. Indem Sie aber aus dem Fluss Lethe trinken, vergessen sie, wer sie waren, wer sie sind, was sie taten, ihr ganzes Leben als Mensch, das nun hinter ihnen liegt.
Der Gott des Schlafes und die Oneiroi
Die Oneiroi sind die Gottheiten des Traumes, ein ganzer Schwarm von Göttern. Namentlich bekannt unter ihnen sind
- Morpheus – der den Schlafenden in Gestalt von Menschen oder Göttern erscheint
- Phobetor – der den Schlafenden in Gestalt von Tieren erscheint
- Phantasos – der den Schlafenden in Gestalt aller sonstigen, auch der unbelebten Natur erscheint.
Die Oneiroi stehen zu Hypnos, dem Gott des Schlafes, natürlich in naher verwandtschaftlicher Beziehung. Die Quellen geben die Götter der Traumes meist als die Kinder von Hypnos an. Nach manchen Quellen aber sind sie die Kinder der Göttin Nyx (Nacht) und wurden von ihrer Mutter gemeinsam mit Hypnos geboren, der demnach ihrer Bruder wäre. Nun, eindeutige Verwandtschaftsverhältnisse gibt es bei den Griechen selten.
Aussehen und Attribute von Gott Hypnos
Ein griechischer Gott des Schlafes – wie mag dieser wohl aussehen? Nun, die Gestalt des Hypnos wechselt je nachdem, wer diesen Gott des Schlafes beschreibt. Sprich, dieser Gott wird sehr unterschiedlich dargestellt. Oft ist der Gott des Schlafes in schöner schlafender Jüngling, manchmal auch ein lieblich sanfter Jüngling mit zarten Flügeln, der über den Schlafenden schwebt. Meist wird Hypnos sogar als der sanftmütigste unter allen Göttern der Griechen beschrieben. Ganz anders dagegen sein römisches Pendant Somnus. Dieser wird durchaus auch als heimtückisch und gewaltsam beschrieben.
Mitunter wird Hypnos auch als alter, müder Mann beschrieben, der kaum noch Kraft hat, sich zu bewegen. Das Bett von Hypnos besteht, wie schon geschrieben, aus dem sehr dunklen und edlen Ebenholz. Kräuter und Blumen mit einschläfernder Wirkung gehören natürlich ebenfalls zum Gott des Schlafes, zum Beispiel der Schlafmohn. Weiter gehört ein Füllhorn, das mit Träumen gefüllt ist, zu seinen Attributen und auch die umgekehrte erloschene Fackel wird mit Hypnos, meist jedoch mit seinem Bruder Thanatos assoziiert. Gemeinsam treten die beiden Brüder zum Beispiel bei Begräbnissen auf und ihre Gestalten sind auf Sarkophagen aus dem alten Griechenland zu finden.
Verehrung von Hypnos
Selten werden Hypnos und sein Zwillingsbruder Thanatos von den alten Griechen in Tempeln verehrt. Wenn dann Hypnos gemeinsam mit Asklepios, dem Gott der Heilkünste und Sohn des Sonnengott Apollon. Eine durchaus sinnige Verbindung, welche eben die heilsame Wirkung des Schlafes hervorhebt.
Geschichten über Hypnos
In der Illias kommt Hypnos gleich zwei Mal vor bzw. wird von Homer als Figur eingesetzt. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder Thanatos trägt er den Heerführer der Lyker auf Seiten der Trojer aus der Schlacht, um ihm ein würdevolles Begräbnis zukommen zu lassen. Es handelt sich bei dem Toten um einen Sohn von Zeus, weshalb dieses Begräbnis eben extra erwähnt wird – unter den unzähligen dieses mythischen Krieges.
An anderer Stelle bekommt der Gott des Schlafes – dieses Mal ohne seinen Zwilling – die Aufgabe von Hera, ihren Göttergatten Zeus einzuschläfern, damit sie ungestört Fakten schaffen kann im Trojanischen Krieg. Diesen Auftrag aber nimmt Hypnos nicht so ohne weiteres an. Denn schon einmal hatte er Zeus eingeschläfert und war von diesem erwischt und begnadigt worden – unter der Voraussetzung, dass er diese Missetat niemals wieder begehen würde. Also musste Hera dieses Mal beim Styx (Fluss in der Unterwelt der Griechen) schwören, dass Sie ihm Pasithea, eine der Grazien, zur Frau geben würde, ehe Hypnos sich bereit erklärte, Zeus ein weiteres Mal in Tiefschlaf zu versetzen. Als Göttin der Ehe konnte Hera dies sehr wohl. Und so wird denn auch in einigen Quellen Pasithea zur Mutter von Morpheus, dem Sohn des Schlaf-Gottes. Dieses Mal ging die Sache – wenn auch nicht für Zeus – gut aus. Zeus kam dem Gott des Schlafes nicht auf die Schliche. Wer weiß, was er mit ihm veranstaltet hätte.
Literaturquellen:
Literatur zur griechischen Mythologie
Griechische Götter & Mythologie
Griechische Götter als „ewige“ Namen
Bildquellen:
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