Orthodoxe Christen der Ostkirche sind eine Besonderheit innerhalb der monotheistischen Religionen. Viele orthodoxe Christen glauben an so etwas wie eine Vergöttlichung des Menschen. Das unterscheidet sie von Christen der Westkirche, für der reinen Glaube an Gott sehr wichtig ist. Für Atheisten, Hindi oder Anhänger nordischer Mythologien mögen orthodoxe Christen einfach Christen wie andere auch sein. Katholiken und Protestanten dagegen ist sehr bewusst, dass die Christen der „Ostkirche“ fest davon überzeugt sind, die einzig wahre Kirche von Christus zu sein. Und anders als in Europa gibt es in einigen Ländern, in denen die orthodoxe Kirche verbreitet ist, noch praktizierte ältere Kulturen. In einigen Gegenden Sibiriens, dem Einzugsbereich der russisch-orthodoxen Kirche zum Beispiel, werden auch heute noch viele Götter verehrt.
Orthodoxe Christen – die Ostkirche
Orthodoxe Christen glauben, wie Katholiken und Protestanten, an die Bibel als das heilige Wort Gottes und an Jesus als Sohn Gottes, der Mensch geworden ist. Doch grenzen sich orthodoxe Christen selbst, und das deutlich, ab vom römisch-lateinisch geprägten Christentum. Am deutlichsten wird das uns Heutigen vielleicht daran, dass orthodoxe Christen den Papst nicht als heiligen Stellvertreter Gottes anerkennen. Statt dessen haben sich in der griechisch geprägten Ostkirche heute 13 regionale Kirchen zusammengefunden: Griechisch-orthodoxe Christen, russisch-orthodoxe, bulgarisch-orthodoxe oder auch rumänisch-orthodoxe Christen. Jede dieser 13 orthodoxen Kirchen hat einen eigenen Patriarchen als geistliches Oberhaupt. Der höchste Patriarch der orthodoxen Kirche ist der Patriarch von Konstantinopel. Doch gilt er den anderen, regionalen Patriarchen nicht als oberster Hirte, sondern als Primus inter Pares, Erster unter Gleichen.
Woran glauben Orthodoxe Christen
Der Unterschiede zwischen der katholischen Kirche und den Ostkirchen gibt es einige, etwa was die Verbindlichkeit und die genaue Deutung der Eucharistie betrifft. Doch solche Unterschiede gibt es auch zwischen Katholiken und Protestanten. Deutlich anders aber ist in der Ostkirche das weit verbreitete persönliche Verhältnis zu Jesus selbst. Im vertrauten Gespräch / Gebet mit Jesus erhoffen sich, wohl nicht die, aber viele Gläubige in der Ostkirche, Jesus Christus immer ähnlicher zu werden. Ein Prozess, der sich über mehrere, ja viele Wiedergeburten erstreckt.
Vergöttlichung nennen diesen Prozess der inneren Wandlung die orthodoxen Christen selbst. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass sie sich im „Jesus-gebet“ direkt an Jesus wenden. Für Katholiken ist solcher Art Selbst-Vergöttlichung dagegen pure Häresie (Ketzerei, Irrglaube). Katholiken und Protestanten glauben an die Macht des reinen Glaubens. Nur der reine Glaube an die Gnade Gottes kann bewirken, dass ein Mensch von der Sünde erlöst wird.
Orthodoxe Christen in der russisch orthodoxen Kirche
Von der orthodoxen Christenheit nun spezieller zur russisch-orthodoxen Kirche. Erst im 10. Jahrhundert nach Christus wurde das Gebiet der heutigen russisch-orthodoxen Kirche christianisiert. Fürst Wladimir führte im Gebiet der Alten Rus das Christentum ein und machte es zu der fortan verbindlichen Religion. Daraus entwickelte sich dann die russisch-orthodoxe Kirche. Der Weg zum neuen Glauben lief keineswegs friedlich ab. Die Heiligtümer der alten Götter wurden zum großen Teil entfernt oder zerstört. Die Menschen waren geschockt, ob dieser neuen Entwicklung und dem Wegfall ihrer über viele Jahre gepflegten Traditionen.
Schamanistische Tradition in Sibirien
Aber anders als in Mitteleuropa hielten und halten sich in einigen Gegenden traditionelle Götter und Rituale bis heute. Im heutigen Gebiet rund um den Baikalsee in Sibirien zum Beispiel, werden nach wie vor schamanistische Traditionen und Rituale gepflegt. Sie haben sich verändert im Laufe der Zeit, aber kommen der ursprünglichen spirituellen Kultur in dieser Gegend sehr nahe. Neben den Haupt- und Nebengöttern wurden in der slawischen Mythologie auch Elementargeister verehrt, die bestimmte Orte wie z.B. Steine, Grotten oder Berge bewohnten. Aus russischen Märchen ist manchem vielleicht die Figur der Baba Jaga bekannt.
Baba Jaga
Ursprünglich war die Figur der Baba Jaga eine hilfreiche weibliche Naturgottheit. Sie war sesshaft, lebte also zum Beispiel in einem Tal. Typisch für die russische Baba Jaga war , dass sie den Ort, an dem sie zu Hause war, nicht verlassen kann. Sie ist, so hieß es, durch ihre Zauberkraft mit dem Ort verbunden. Manchmal bewegt sie sich auch sehr schnell zu Fuß und ist nur an bestimmte natürliche Landesgrenzen wie Flüsse und Berge gebunden. Später dann, in den Märchen nach der Christianisierung wurde die russische Baba Jaga der mitteleuropäischen Hexe immer ähnlicher. Sie bekam einen Besen, einen schwarzen Kater und stand natürlich mit dem Teufel selbst im Bunde.
Die vier slawischen Hauptgötter
Swarog
Der höchste Gott ist Swarog, der dem Glauben nach die Welt erschaffen hat. Er ist der Gott des Himmels und des Universums und der Vater aller anderen Götter. Der Name kommt aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie ein starker alter Mann mit weißem Bart und weisen, klaren Gedanken.
Daschbog
Daschbog ist im slawischen Glauben der Gott der Sonne. Dies war für sie damals besonders wichtig, da sie in einem Gebiet lebten, wo ein kaltes und raues Klima vorherrschte. Die Menschen glaubten, dass Daschbog ein Nachfahre von Swarog war und beteten zu ihm für schönes Wetter und angenehme Temperaturen. Dies sorgte wiederum für die Fruchtbarkeit des Landes. Das Sonnenlicht erschuf er übrigens mit einem Feuerschild auf seiner Kutsche. Damit flog er, gezogen von 4 Schimmeln mit Goldenen Flügeln, durch die Lüfte.
Perun
Perun ist der Gott des Donners und des Kriegs und ist der heute wohl bekannteste slawische Gott. Genau wie der griechische Gott Zeus konnte er Blitze vom Himmel schießen und ihm wurde deshalb eine große Macht zugeschrieben. Er wird als muskulöser Mann mit langem Bart dargestellt und war bei den Menschen sehr gefürchtet. Besonders die Oberen beteten ihn an, damit er ihnen bei Kriegen oder der Machtergreifung zur Seite stand.
Veles
Ebenfalls ein wichtiger Gott ist Veles. Er war der Hüter der Unterwelt und kontrollierte das Wasser, den Boden und die Wälder. Auch er wurde sehr bärtig und am ganzen Körper behaart dargestellt, was auch dem damaligen Menschenbild entsprach. Besonders die einfachen Menschen, wie z.B. Bauern oder Jäger, verehrten Veles und versprachen sich von ihm eine reichhaltige Ernte bzw. erfolgreiche Jagd. Für die Bauern war er auch der Beschützer ihrer Ländereien, Pflanzen und Tiere.
Nebengötter in der slawischen Mythologie
Chernobog
Chernobog ist der schwarze Gott und steht für den Teufel, also das abgrundtief Böse. Er ist für alles Schlechte verantwortlich, was den Menschen damals geschah. Natürlich auch für den Tod, schlechte Charakterzüge oder Naturkatastrophen. Man kann ihn also sehr gut mit dem Teufel im christlichen Glauben vergleichen.
Mokosch
Frauen waren zu dieser Zeit wenig angesehen und mit kaum Macht ausgestattet. Dies spiegelte sich auch bei den Göttern wieder. Hier gab es nämlich nur sehr wenige Frauen. Mokosch war dabei noch der wichtigste weibliche Gott. Sie stand für Wohlstand, Liebe, Wärme, aber auch für einen fruchtbaren Boden und gute Ernte. Sie galt zudem als Beschützerin der Frauen und Kinder.
Chors
Chors ist der Gott des Mondes und damit ein Gegenpol zu Daschbog, dem Gott der Sonne. Was seine genaue Aufgabe war, ist aber nicht überliefert. Ähnlich wie ein Werwolf, soll er die Fähigkeit gehabt haben, sich nachts (nicht nur bei Vollmond) in einen Wolf zu verwandeln.
Stribog
Stribog ist der Gott des Windes und der Stürme. Er steht für gutes und schlechtes Wetter und bringt Gesundheit für Menschen, Tiere und Felder. Die Menschen erhofften sich von ihm milde Temperaturen und eine schöne Brise, wenn es denn nötig war. Striborg wird als wütender, aufbrausender und launischer Gott charakterisiert, der immer in Bewegung ist und durch das kleinste Schlüsselloch hindurch gehen kann. Oft wird er als alter Mann mit weißem Haar und langem Bart dargestellt. Außerdem hat dieser Gott immer ein Jagdhorn bei sich, mit dem er seine Enkelkinder, die Winde, rufen kann.
Textquellen – orthodoxe Christen und slawische Mythologie:
- www.remid.de/info_orthodox/
- www.gotquestions.org/Deutsch/orthodoxe-kirche.html
- www.uni-protokolle.de/Lexikon/Slawische_Mythologie.html
- maerchenbasar.de/klassische-maerchen/osteuropa/russland/4164-baba-jaga.html
- de.wikipedia.org/wiki/Rossikon
- de.m.wikipedia.org/wiki/Orthodoxe_Kirchen_in_Griechenland#
- de.wikipedia.org/wiki/Athos
Bildquellen:
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