Die Menschen und die Götter – ein ewiges Geheimnis. Die Götter haben es uns, den Menschen angetan.
Wer hat wen erschaffen? Wer spielt mit wem? Das Spiel des Lebens? Jammern, kämpfen, hoffen wir noch? Oder spielen das Leben schon?
Ein Goethe-Wort bringt die besondere Beziehung von Göttern und Menschen wunderschön ins Wortbild:
Alles geben die Götter, die unendlichen,
Ihren Lieblingen ganz,
Alle Freuden, die unendlichen,
Alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.
Von welchen Göttern spricht hier Goethe? Offenkundig spricht er nicht von einem Gott sondern von „Göttern“. Von den Göttern der Antike in Griechenland und Rom?
Goethe spielt mit vielen Göttern. Mit den Griechengöttern spielt er genauso wie mit Gott und Mephisto, Hexen, Satyrn, Fabelwesen oder auch asiatischen Göttern.
Man könnte mit Goethe fragen:
Sind Götter Spiele der Menschen? Oder umgekehrt – wir, die Menschen – innig geliebte – Spiele des Göttlichen? Sowohl als auch? Und wer oder was verbirgt sich hinter dem, was wir Menschen „Götter“ nennen?
Eine Frage, deren zahllose Antworten meist Kriege statt der erhofften göttlichen Einigkeit zur Folge hatte. Sogenannte Glaubenskriege. Aus diesem Grund bleibe ich vorläufig beim Fragen statt beim Antworten geben. Subversiv genug.
Der Gott Dionysos zum Beispiel ist ein Experte besonderer Art für die Beziehung zwischen den Menschen und den Göttern.
Dionysos ist den Menschen näher als die anderen Griechengötter. Denn er als einziger der Griechengötter weiß was es heißt zu sterben. In der rechten Ecke des Header ist der vielseitige Gott der Ekstase, des Weines, des Todes und der Masken – mit seiner geliebten Ariadne zu sehen.
Ägyptische Götter
Die Götter der alten Ägypter handeln ordnend und welt-erhaltend: Der Gang der Welt, die Sonnenbarke, will jeden Tag auf´s Neue über den Himmel gefahren werden. Das Totengericht für jeden Menschen der gestorben ist, wird von Horus oder Osris, von Ma’at, Thoth und Anubis getragen.
Indische Götter
Die Götter in Indien erschaffen die Welt in großen Rhytmen. Shiva, der mächtigste der indischen Götter, wechselt zwischen Meditation und erotischem Liebesspiel. Im Dialog mit seiner Shakti (Parvati, Durga, Kali) erschaftt oder zerstört er in reiner Ekstase die Welt.
Griechische Götter
Die Welt der Götter im Antiken Griechenland wirkt wie ein mächtiger turbulenter königlicher Hof. Es sei denn, Zeus ist gerade außer Haus, auf Jagd nach seiner aktuellen Geliebten. Ein ständiges Kommen, Gehen, Intrigen spinnen und Urteile fällen.
Auch der Krieg in Troja will gemanagt sein. Viel zu tun haben sie die Götter der Griechen.
Römische Götter
Die Römer haben fast alle Götter der Griechen direkt übernommen. Geändert haben sich meist nur die Namen. Davon gibt es einige Ausnahmen. Die Römer haben einen Gott der Anfänge: „Janus“.
Und aus dem kleinen unschuldigen Eros-Kind wurde „Amor“, der sich selbst verliebt: in „Psyche“.
Nordische Götter
Die nordische Mythologie (germanische und nordeuropäische) ist für uns Mitteleuropäer, die wir in derselben Landschaft leben, besonders interessant.
Eisige Welten zum Beispiel und Frostriesen wie in den Welten des Yggdrasil beschrieben, finden wir in ägyptischen, griechischen, römischen und indischen Mythologien nicht.
Diese Götterwelt ist kraftvoll und erdig. Und schätzt die Dichtkunst so hoch, dass sie eigens einen Gott der Dichtung kennt.
Und was wären noch so viele Götter auf zusammen, ohne die Frage, was Götter (für uns Menschen) überhaupt sind? Hast du eine Antwort auf die Frage, wer oder was Götter sind?
Eine tiefgründig durchdachte und sorgfältig formulierte Darstellung zu diesem Thema habe ich auf mde.net gefunden.
Besonders empfehlen kann ich folgende drei Texte:
Ich kannte den – 2007 verstorbenen – Autor persönlich. „Spielen ist das ganze Geheimnis.“ – das Motto hat er als genau treffend für seine Texte (s.o.) übernommen. Das ist es! Das trifft es – auch oder gerade ohne die Leerstelle des Wort Geheimnis auszufüllen. So kam es, dass ich damals eine Ahnung bekam, was ich mit diesem meinem Motto noch alles sage.
Dennoch – den vielleicht wichtigsten, den Schlüsseltext zur Frage nach dem Verhältnis zwischen Göttern und Menschen – Theorie-Kunst-Spiel – habe ich erst im Dezember 2009, mehr als zwei Jahre nach seinem Tod entdeckt.
An seiner Website mde.net hat der Autor übrigens bis wenige Tage vor seinem Tod gearbeitet.
Bei mir hatte das Suchen und Fragen nach den Göttern mit den Griechengöttern angefangen. Da war ich fünfzehn, was schon ein paar Jahre her ist. Zeus, Apollon, Dionysos, Pan oder Athene, Demeter, Aphrodite. Ich konnte nicht sagen, wen ich besonders und wen weniger mag. Die griechischen Götter sind mir alle vertraut und ziemlich nah.
Später entdeckte ich die ägyptischen und dann auch die indischen Götter.
- Die ägyptischen Götter sind faszinierend in ihrem umfassend strukturierenden Ordnungssinn. Ma’at, die höchste und wichtigste Göttin ist die Göttin der Welt-Ordnung.
- Die indischen Götter faszinieren mich durch ihre Sinnlichkeit. Mann und Frau – erschaffen die Welt indem sie sich liebend vereinen.
- Die nordischen Götter waren mir lange Zeit ziemlich unbekannt. Ich war offenbar dem weit verbreiteten Vorurteil vor allem von uns Deutschen gefolgt, diese Götter nicht kennen zu müssen. Inzwischen sind sie mir so lieb wie die anderen auch.
Aber wozu nun sind diese alten Götter für uns heute nützlich? Wozu lernen wir sie in der Schule auswendig und lesen ihre Geschichten? Dafür habe ich bisher nur eine vorläufige Antwort gefunden.
- Ich verstehe die Götter so: Menschen sind Wesen, die die Götter erfunden haben. Sie haben sich Bilder und Masken von den Göttern gemacht. Sie haben Götter erfunden, um sich die Welt erklären zu können.
- Und sie haben sich mit den Göttern auch ein Gleichnis von sich selbst gemacht – als Masken von sich selbst. Götter sind unsterblich. Das unterscheidet Götter von den Menschen.
- Andererseits: Menschen sind, seitdem es Menschen gibt, dem Geheimnis des Lebens auf der Spur. Deshalb haben sie Götter erfunden.
- Gäbe es keinen weiteren Grund, die vielen Götter kennen zu lernen – dieser eine wäre für mich Grund genug.