Das Thema Multikulti in der heutigen Zeit, bringt viel Neues und Ungewöhnliches in unsere Kultur und bereichert diese. Multikulti sorgt aber auch für die eine oder andere gesellschaftliche Herausforderung. Dazu gehört natürlich gerade nicht so sehr die erweiterte Auswahl an verschiedenen Lebensmitteln und Früchten. Herausfordernd kann es für viele werden, wenn es um die Hochzeitstraditionen der eigenen Religion geht.
Religionen und Kulturen vermischen sich
Auch die Tatsache, dass sich ganz unterschiedliche Religionen und Kulturen vermischen verändert die heutige Gesellschaft deutlich. Viele Menschen gehen wesentlich offener und neugieriger mit dem Neuen und Anderen aus einer fremd wirkenden Kultur um. Hochzeiten und wie man sie feiert, welche Traditionen dabei wichtig oder sogar heilig sind, ist schon für sich interessant. Und auf der Basis kann man neue Hochzeitstraditionen entwickeln, die eher eine Mischung aus verschiedenen Religionen oder Kulturen sind. Die Rituale von Braut und Bräutigam verschmelzen dann zu einer ganz besonderen Vermählungszeremonie. Eine Hochzeitsfeier zweier unterschiedlicher Religionen wird zu einer feierlichen Symbiose. Ein wahres Fest, das eine besonders große Freude, Ausgelassenheit, Respekt und Liebe erzeugt.
Hochzeitstraditionen – die muslimische Hochzeit
Der Ablauf einer muslimischen Hochzeit gestaltet sich oftmals sehr groß und prächtig und je nach Herkunft und kulturellem Hintergrund des Brautpaares erst recht, wenn beide unterschiedlicher Religionen angehören. sehr facettenreich. In der Regel kann zunächst jeder muslimisch heiraten, der auch muslimischen Glaubens ist. Der muslimische Mann darf eine Frau heiraten, wenn sie zum einen Muslimin ist oder einer anderen monotheistischen Religion angehört. Bei Atheisten, Buddhisten, Hindi oder modernen spirituellen Gemeinschaften wie Thelema bekämen Braut und Bräutigam Probleme.
Die Pflichten eines Brautpaares
Die zukünftige Braut wird dabei nicht, wie oftmals fälschlicherweise angenommen, gezwungen den muslimischen Glauben ihres Gatten anzunehmen. Ist es eine muslimische Frau die heiraten möchte, muss auch der Mann den muslimischen Glauben annehmen. So ist es heute noch Tradition. Bei erster Eheschließung muss die muslimische Frau die Zustimmung zur Hochzeit von ihrem Vormund, dem sogenannten Wali einholen. Beim Standesamt muss die standesamtliche Eheurkunde der muslimischen Autoritätsperson wie einem Vorbeter übergeben werden, welche dann wiederum von einem Vorbeter (Iman) oder einem Kadi (islamischer Richter), als Urkunde für die Einleitung der eigentlichen Hochzeit gilt. Bei einem Vorgespräch wird dem Paar das Eheversprechen mit all seinen Pflichten noch einmal dargelegt und erörtert.
Die Mitgift
Dazu gehört auch, dass der Mann finanziell für seine Frau zu sorgen hat und mindestens aber den Lebensstandard der Frau vor der Ehe erhalten muss. Neben dem Ehevertrag ist oft auch die Mitgift ein Bestandteil der muslimischen Eheschließung. Sie wird in Form von Wertgegenständen oder Geld nach der Hochzeitsnacht vom Ehemann der Gattin übergeben. Deshalb wird besonders bei islamischen Hochzeiten der Braut sehr viel Geld und Gold geschenkt. Die Zeremonie findet entweder bei den Brauteltern, oder in einem Festsaal oder in der Moschee statt. Die traditionelle der Lesung von Koranversen und die Lobeshymne auf Allah gehört dazu. Das Brautpaar gibt sich im Beisein von zwei Trauzeugen vor dem Imam dann schlussendlich das Ja-Wort.
Die christliche Hochzeit
Für Katholiken und Evangelen ist der Umgang mit diversen Hochzeitstraditionen inzwischen weniger problematisch. Die recht offene Religion für eine christliche Hochzeit erlaubt eine Vermählung unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Religionen. Aber auch für Christen gilt das nur bis zu einem gewisse Punkt. Denn wenn kirchlich geheiratet wird, müssen Ehemann/Frau anderer Religion der christlichen Kirche beitreten. Wenn beispielsweise die Frau Muslimin ist und dennoch christlich in der Kirche den katholischen Mann heiraten möchte, muss sie zwar nicht ihre Glaubensrichtung ablegen und gänzlich der christlichen Kirche beitreten.
Doch sie sollte beide Religionen akzeptieren und sie praktizieren können. Bei den Feiern ist es oftmals so, dass beide traditionellen Feierlichkeiten und Riten sich vermischen und es zu einer prächtigen und ausgelassenen Feierlichkeit kommt, die weder bei der einen, noch der anderen auf diese Weise gefeiert werden würde. Das Aufgebot beim Standesamt muss im Vorfeld öffentlich gemacht werden und wer sich standesamtlich trauen lässt, und der Partner ist anderer Religion, kann auch dies schon deutlich sichtbar (und hörbar) sein, wenn Familienangehörige und Co. diesen Akt feiern.
Hochzeitstraditionen – Jüdische Hochzeiten
Besonders im Judentum wird mit vielen Traditionen das Fest als solches still abgehalten und dennoch groß gefeiert. Ähnlich dem Christentum versteht das Judentum die Ehe als eine heilige Institution. Die Ehe wird aber nicht, wie in der römisch-katholischen Kirche, als Sakrament betrachtet. Der Termin für die Heirat darf aus der Tradition heraus nicht im Zeitraum zwischen den Wallfahrtsfesttagen Pessach und Schawuot ausgesucht werden, da diese Zeit im Judentum in Teilen als Trauerzeit betrachtet wird. Die Hochzeit beginnt damit, dass der Rabbiner einen Becher Wein, aus dem sowohl Braut wie auch Bräutigam trinken, segnet. Mit dem Satz: „Durch diesen Ring bist du mir angelobt nach dem Gesetz Mose und Israels“, ist die Trauung vollzogen. Ein Spruch, den man auch auf vielen Grußkarten wiederfindet.
Dabei streift der Mann der Frau einen Ring über den Zeigefinger. Danach wird durch den Rabbiner der Ehevertrag, die Ketubba, verlesen. Die Ketubba beinhaltet etliche Verpflichtungen des Mannes gegenüber seiner Frau. Weiter verspricht der Bräutigam der Braut 200 Sus zu geben. Die traditionelle Ketubbasumme soll die Frau finanziell absichern und die Eheschließung beginnt, während der der Rabbiner sieben Hochzeitssegenssprüche spricht und das Brautpaar nochmals gemeinsam einen Schluck Wein dabei trinkt. Auch hier wird bei der Mischung zweier unterschiedlicher Religionen mächtig und ausgiebig gefeiert gesungen und getanzt.
Bildquellen:
© Tariq Mahmood auf Pixabay / Randy McGuire auf Pixabay / Muhammad Muttaqien auf Pixabay / Samuele Schirò auf Pixabay